Thursday, February 02, 2017

Baumeister

In ein paar Stunden wird Amona voraussichtlich Geschichte, dadurch jedoch kaum etwas gewonnen sein. Vor 21 Jahren von Bewohnern aus dem benachbarten Ofra gegründet, begannen israelische Sicherheitskräfte am Mittwoch, die »Siedlung« Amona zu räumen. Sie setzen damit einen Beschluß des Obersten Gerichtshofs um, der im Dezember 2014 die Zerstörung Amonas verfügt hatte.
Nach einem mehrere Jahre andauernden Rechtsstreit war das Gericht letztinstanzlich zu der Ansicht gelangt, der Außenposten sei illegal, weil er ungenehmigt auf privatem »palästinensischen« Grund errichtet worden war. Für die Umsetzung ihrer Entscheidung ließen die Richter dem Staat Israel zwei Jahre Zeit, in der auch Ersatzquartiere für die Bewohner Amonas gefunden werden sollten.
Mit der Ankündigung, erstmals seit 25 Jahren eine neue »Siedlung« zu genehmigen, antwortet die von Benjamin Netanjahu geführte Regierung der Anweisung des Obersten Gerichtshofs und dürfte damit zugleich in vielen deutschen Redaktionen für Verwirrung sorgen. Denn dort nahm man es in der Vergangenheit häufig nicht so genau mit der Unterscheidung zwischen Aus- und Neubau.
Und so machte die kritische Journaille immer wieder aus Wohneinheiten »Siedlungen« – erst vor wenigen Tagen etwa der Mitteldeutsche Rundfunk – oder fragte nicht interessiert nach, erzählten ihre Gesprächspartner, Jerusalem plane »1500 neue Siedlungen«. Und noch während am Mittwoch selbst »palästinensische« Medien eine »Siedlung« meldeten, baute die tagesschau »Siedlungen«.
»Regierungschef Netanjahu«, hieß es da nämlich, »kündigte den Bau neuer Siedlungen an anderen Orten im Westjordanland an«. So gerät die Räumung Amonas nicht nur zur Belastungsprobe für die Regierung in Jerusalem, sondern auch zu einem Lehrstück über Medien, für die ganz offenbar die Realität vor allem dazu da ist, verfälscht zu werden. Fake News freilich verbreiten aber nur andere.
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