Vor der Al-Aksa-Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg wurde am Freitag ein großes Plakat mit dem Bild des abgesetzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi hochgehalten. Wie die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma‘an“ berichtet, hätten Dutzende der rund 75.000 frommen Musleme beim ersten Freitagsgebet des Ramadan in diesem Jahr auch kleine Bildchen von Mursi geschwenkt, „zum Dank für alles, was Mursi für Al-Aksa getan hat“.
Am Freitagnachmittag sei zudem der Prediger Abu Arafeh aus der Moschee vertrieben worden, nachdem er sich in seiner Predigt für den syrischen Präsidenten Baschar Assad ausgesprochen hatte.
Der palästinensische Minister für heilige islamische Stätten, Mahmud al-Habbash, hat beide Vorfälle verurteilt. Die Moscheen auf dem Tempelberg dürften nicht als Plattform für eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten arabischer Länder missbraucht werden. Für die palästinensische Führung sei das “völlig inakzeptabel”, sagte der Minister der Regierung im Westjordanland. Allein die “Konfrontation gegen die (israelische) Besatzung” sei an der heiligen Stätte erlaubt.
Die Ereignisse in Syrien wie in Ägypten haben eine direkte Auswirkung auf den inneren Konflikt in der palästinensischen Gesellschaft. Die islamistische Hamas -Partei, die sich 2007 im Gazastreifen an die Macht geputscht hat, musste ihr Hauptquartier in Damaskus schließen, wurde inzwischen von der ebenfalls islamistischen Hisbollah im Libanon aufgefordert, Beirut zu verlassen. Ebenso hat sie in Ägypten ihren großen Beschützer, die Muslimbrüder, verloren, aus der die Hamas hervorgegangen ist. Der Iran habe zudem die Finanzierung der palästinensischen Organisation eingestellt wegen deren Bruch mit dem syrischen Regime.
Der Präsident der Autonomiebehörde, Mahmud Abbas , und Vorsitzende der mit der Hamas konkurrierenden Fatah-Partei, hat als erster arabischer Politiker dem neuen ägyptischen Regierungschef am Freitag telefonisch gratuliert.
Nach Angaben der israelischen Polizei sei das Freitagsgebet „ohne Zwischenfälle“ friedlich verlaufen. Die Israelis hatten es Muslimen aus dem Westjordanland, Männer älter als 45 und Frauen jeden Alters erlaubt, ohne Sondergenehmigung nach Israel einzureisen, um auf dem Tempelberg zu beten.
Von Ulrich W. Sahm / INN
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