Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat bei einer
Kundgebung anlässlich des 562. Jahrestages der Eroberung Konstantinopels
eine Linie von den Anfängen des Islam zur anstehenden Parlamentswahl
gezogen: "Eroberung heißt Mekka. Eroberung heißt Sultan Saladin, heißt,
in Jerusalem wieder die Fahne des Islam wehen zu lassen." Eroberung
bedeute, das Erbe Sultan Fatih Mehmeds zu wahren. "Eroberung bedeutet,
die Türkei wieder auf die Beine zu bringen. Eroberung ist 1994,
Eroberung der 7. Juni." Im Jahr 1994 war Erdogan zum Oberbürgermeister
Istanbuls gewählt worden, am 7. Juni wird in der Türkei eine neue
Volksvertretung gewählt. Erstmals seit zwölf Jahren könnte die Partei
für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) die absolute Mehrheit im
Parlament verfehlen.So geschichtsbewusst sich Erdogan in seiner mit
nationalistischem und religiösem Pathos beladenen Rede am Samstag
zeigte, so ließ er an anderer Stelle alle fünfe gerade sein. Denn der
Jahrestag der Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbuls, im Jahr
1453 durch den osmanischen Sultan Fatih Mehmed wäre am 29. Mai gewesen,
also am Freitag. Aber das Wochenende beginnt auch in der Türkei erst am
Samstag, also legte man die Kundgebung auf diesen Termin. In der Woche
zuvor waren Schreiben der Istanbuler Behörden an die Öffentlichkeit
gelangt, in denen Beamte und Arbeiter des öffentlichen Dienstes
aufgefordert wurden, an dieser Kundgebung teilzunehmen. Schulen wurde
mitgeteilt, wie viele Lehrer und Schüler sie abzustellen hätten, und bei
Zuwiderhandlungen mit Sanktionen gedroht. Zugegen waren auch
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu und Parlamentspräsident Cemil Çiçek.
Nur Erdogans Amtsvorgänger Abdullah Gül, mit dem er einst die AKP
gegründet hatte, schlug die Einladung höflich, aber öffentlich aus.
Am Ende kamen bis zu eine Million Zuschauer.
welt
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