Thursday, June 11, 2015

Zahl der Dschihadisten in Hamburg verdreifacht. Anstieg auch in Schleswig-Holstein

Die radikalislamische Szene im Norden wächst besorgniserregend an: Der Hamburger Verfassungsschutz meldete gestern eine Verdreifachung der Unterstützter des bewaffneten Dschihad binnen eines Jahres. Und auch in Schleswig-Holstein ist der Zulauf für die Salafisten ungebrochen. Anschläge rücken damit immer näher, warnen Experten.
Torsten Voß, Chef des Hamburger Verfassungsschutzes, bezifferte die Zahl der Männer und Frauen, die islamistische Terrorgruppen wie den IS unterstützten, mit 240. 2013 hatte sie nur bei 70 Personen gelegen. Die salafistische Szene insgesamt habe sich von 240 auf 400 Personen vergrößert, wie aus dem gestern vorlegten Verfassungsschutzbericht der Hansestadt hervor geht. In Schleswig-Holstein wurden 2014 noch 230 Personen den Salafisten zugerechnet, inzwischen sei ihre Zahl aber weiter leicht auf 240 angestiegen, hieß es gestern vom Verfassungschutz in Kiel. Die Unterteilung in dschihadistische und politische Salafisten nehmen die Kieler nicht vor. „Auch die politischen Salafisten haben ein ungeklärtes Verhältnis zur Gewalt“, sagte ein Mitarbeiter den LN. Eine potenzielle Bedrohung gehe von allen Anhängern und Unterstützern der Szene aus.
Mit der stetigen Vergrößerung der Szene sei die Gefahr von Anschlägen im Norden erheblich näher gerückt, warnt der Hamburger Innensenator Michael Neumann (SPD). Gerade die Absagen von Veranstaltungen wie in Dresden, Braunschweig und Frankfurt machten deutlich, „dass das Gefährdungspotenzial stetig zunimmt“. Der Kieler Verfassungsschutz stuft nach den Anschlägen in Paris und Kopenhagen im Januar und Februar die Terrorgefahr als ebenfalls als „abstrakt hoch“ ein. Nichts bedrohe die Sicherheit im Land gegenwärtig so sehr wie der Islamismus.
Hochburg der Salafisten in Schleswig-Holstein sei Lübeck. Aber auch in Kiel und in Pinneberg sei die Szene sehr aktiv und versuche, Mitglieder auch für den bewaffneten Kampf in Syrien und im Irak zu rekrutieren.
Öffentlich fallen die Salafisten vor allem durch die Koran-Verteilaktion „Lies!“ in den Innenstädten auf. Die sei aber keinesfalls harmlos, warnt Verfassungsschützer Torsten Voß: „Viele von denjenigen, die in Syrien und Irak sind, waren vorher im Bereich der Koran-Stände aktiv.“ Er rate dringend davon ab, mit diesen Menschen zu sprechen.
Bundesweit sind die Islamisten ebenfalls im Aufwind: In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat sich ihre Zahl von 4000 auf rund 8000 verdoppelt. Die Bilder der Anschläge oder die der Gräueltaten des IS schreckten nicht ab, im Gegenteil: „Vielen scheint der Islam bedroht, sei es durch das Assad-Regime, den Westen oder die westliche Kultur“, so der Kieler Verfassungsschützer. Der Kampf gegen die vermeintliche Unterdrückung werde als Pflicht betrachtet.
 ln-online

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