Die radikalislamische Szene im Norden wächst besorgniserregend an:
Der Hamburger Verfassungsschutz meldete gestern eine Verdreifachung der
Unterstützter des bewaffneten Dschihad binnen eines Jahres. Und auch in
Schleswig-Holstein ist der Zulauf für die Salafisten ungebrochen.
Anschläge rücken damit immer näher, warnen Experten.
Torsten Voß,
Chef des Hamburger Verfassungsschutzes, bezifferte die Zahl der Männer
und Frauen, die islamistische Terrorgruppen wie den IS unterstützten,
mit 240. 2013 hatte sie nur bei 70 Personen gelegen. Die salafistische
Szene insgesamt habe sich von 240 auf 400 Personen vergrößert, wie aus
dem gestern vorlegten Verfassungsschutzbericht der Hansestadt hervor
geht. In Schleswig-Holstein wurden 2014 noch 230 Personen den Salafisten
zugerechnet, inzwischen sei ihre Zahl aber weiter leicht auf 240
angestiegen, hieß es gestern vom Verfassungschutz in Kiel. Die
Unterteilung in dschihadistische und politische Salafisten nehmen die
Kieler nicht vor. „Auch die politischen Salafisten haben ein ungeklärtes
Verhältnis zur Gewalt“, sagte ein Mitarbeiter den LN. Eine potenzielle
Bedrohung gehe von allen Anhängern und Unterstützern der Szene aus.
Mit
der stetigen Vergrößerung der Szene sei die Gefahr von Anschlägen im
Norden erheblich näher gerückt, warnt der Hamburger Innensenator Michael
Neumann (SPD). Gerade die Absagen von Veranstaltungen wie in Dresden,
Braunschweig und Frankfurt machten deutlich, „dass das
Gefährdungspotenzial stetig zunimmt“. Der Kieler Verfassungsschutz stuft
nach den Anschlägen in Paris und Kopenhagen im Januar und Februar die
Terrorgefahr als ebenfalls als „abstrakt hoch“ ein. Nichts bedrohe die
Sicherheit im Land gegenwärtig so sehr wie der Islamismus.
Hochburg
der Salafisten in Schleswig-Holstein sei Lübeck. Aber auch in Kiel und
in Pinneberg sei die Szene sehr aktiv und versuche, Mitglieder auch für
den bewaffneten Kampf in Syrien und im Irak zu rekrutieren.
Öffentlich
fallen die Salafisten vor allem durch die Koran-Verteilaktion „Lies!“
in den Innenstädten auf. Die sei aber keinesfalls harmlos, warnt
Verfassungsschützer Torsten Voß: „Viele von denjenigen, die in Syrien
und Irak sind, waren vorher im Bereich der Koran-Stände aktiv.“ Er rate
dringend davon ab, mit diesen Menschen zu sprechen.
Bundesweit
sind die Islamisten ebenfalls im Aufwind: In den vergangenen zweieinhalb
Jahren hat sich ihre Zahl von 4000 auf rund 8000 verdoppelt. Die Bilder
der Anschläge oder die der Gräueltaten des IS schreckten nicht ab, im
Gegenteil: „Vielen scheint der Islam bedroht, sei es durch das
Assad-Regime, den Westen oder die westliche Kultur“, so der Kieler
Verfassungsschützer. Der Kampf gegen die vermeintliche Unterdrückung
werde als Pflicht betrachtet.
ln-online
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