Die Lehrerin Lamya Kaddor, mediales Aushängeschild eines kleinen
islamischen Verbandes, beklagt zunehmenden Rassismus in Deutschland.
Glücklicherweise hat sie dagegen Vorschläge, die sie unter der
Überschrift `Wir müssen endlich über unsere Bringschuld sprechen´
vorstellt. Es geht um die Bringschuld der Mehrheit gegenüber
muslimischen Minderheiten, wie aus dem weiteren Artikel hervorgeht.
Diese Bringschuld konstruiert Frau Kaddor etwas umständlich: Unsere
Regierungen, dazu zählt Kaddor die französische, britische und die
US-Regierung neben der deutschen, hätten schließlich mit arabischen
Diktatoren jahrelang Geschäfte gemacht anstatt eben jenen Diktatoren ein
Ende zu bereiten. Daher entstand der arabische Frühling, der irgendwie
dazu geführt hat, dass nun in Ägypten al-Sisi an der Macht ist, der
schlimmer als Mubarak sei, woran irgendwie wieder wir schuld sind.
Jedenfalls haben wir als Gesellschaft Geflüchteten gegenüber eine
Verantwortung und damit eine Bringschuld, schließlich zahlen ja die
Gastarbeiter längst bei uns Steuern. Das Ganze ist hier nachzulesen.
Diese
Herleitung ist so durcheinander wie seltsam. Sisi ist in Ägypten an der
Macht, da sein Vorgänger, der Islamist Mursi, durch die größte
Demonstration in Ägypten jemals gestürzt wurde. Dessen Vorgänger Mubarak
wiederum stolperte über die Auswirkungen des arabischen Frühlings. Die
Flüchtlinge jedoch kommen in der Mehrheit nicht aus Ägypten, und ebenso
wenig aus Tunesien, wo der arabische Frühling begann. Denn weder
Tunesien noch Ägypten sind Kriegsgebiet. Die meisten Flüchtlinge stammen
aus Syrien und dem Irak. Von dort flüchteten sie vor Assads Bomben und
den Gräueltaten des Islamischen Staates.
Eben jenen Gräueltaten
schlossen sich fünf Schüler nach Frau Kaddors Islamkundeunterricht an.
Den Grund für das Verhalten ihrer Schüler fand die Lehrerin schnell, nämlich in der Gesellschaft, die ihre ehemaligen Schüler diskriminiert habe.
Vielleicht brachte das Nachdenken über ihre Schüler Lamya Kaddor zur
Bringschuld der Mehrheitsgesellschaft. Es gebe nämlich längst Konsens
darüber, was Migranten zu leisten hätten, „dass die Sprache gelernt und
die Gesetze dieses Landes von Neuankömmlingen eingehalten werden
müssen“. Nur über die Verantwortung gegenüber Zugewanderten werde
zuwenig gesprochen. Tatsächlich hätte Frau Kaddor als Teil der
Mehrheitsgesellschaft mit den Schülern über Gesetze sprechen können, es
ist beispielsweise verboten, sich terroristischen Organisationen
anzuschließen. Stattdessen benötige unsere Gesellschaft „mehr Respekt,
Wertschätzung und Empathie für Minderheiten und muss wieder lernen,
Mehrheitsentscheidungen zu respektieren.“ Ansonsten drohe ein
Auseinanderfallen der Gesellschaft, wie wir es beim Brexit erlebt
hätten, der eine Entscheidung gegen die europäische Wertegemeinschaft
gewesen sei. Frau Kaddor scheint nicht bewusst zu sein, dass der Brexit
eine Mehrheitsentscheidung britischer Bürger war, also eben eine dieser
Mehrheitsentscheidungen, für die sie ein paar Zeilen vorher Respekt
eingefordert hatte. Dazu scheinen eben nicht Mehrheitsentscheidungen zu
zählen, die Frau Kaddor missfallen. Sie konstatiert, der Brexit sei aus
rassistischen Motiven erfolgt und beruft sich bei dieser Behauptung auf
Wissenschaftskollegen mit ausländischen Wurzeln, die ihr dies bestätigt
hätten. In der Tat wurde in Großbritannien mit Einwanderung
argumentiert, allerdings ging es dabei um die Freizügigkeit europäischer
Arbeitsmigranten. Die muslimischen Minderheiten, um die es Frau Kaddor
geht, verbleiben selbstverständlich in Großbritannien, was jedem Briten
klar ist. Nur eben Frau Kaddor und ihren Wissenschaftskollegen nicht.
Worin die Bringschuld jenseits von Wertschätzung und Empathie für
Minderheiten und dem Respekt gegenüber von Frau Kaddor gut geheißenen
Mehrheitsentscheidungen besteht, erläutert die Lehrerin nicht.
Dafür
fordert sie zum Abschluss des Artikels eine Diskussion über die
moralischen Werten, mit denen wir künftig miteinander leben wollen. Just
in dieser Woche begann eine Gruppe europäischer Muslime eben jene
Diskussion über Werte. In der Freiburger Deklaration
formulieren die Unterzeichner Werte, die sie aus den Menschenrechten
ableiten, wie die Ablehnung jeglicher Diskriminierungen, insbesondere
auch von Antisemitismus und Homophobie. Sie setzen sich für die
uneingeschränkte Gleichberechtigung von Mann und Frau ein und gegen die
Unterdrückung von Frauen und den Missbrauch von Kindern. Sie träumen von
„einer Aufklärung, aus der eine muslimische Gemeinschaft erwächst, die
sich als integralen Bestandteil der europäischen Gesellschaft sehen
will“. Frau Kaddor findet die Freiburger Deklaration unangebracht und
kritisiert sie scharf. Ihr Verband, der Liberal-Islamische Bund e.V.,
unterzeichne „diese
Erklärung nicht, da ein 'liberaler Islam' da aufhört liberal zu sein,
wo er sich marginalisierenden Diskursen der Mehrheitsgesellschaft
unreflektiert anschließt.“ Im Übrigen leiste der Initiator Herr
Ourghi rassistischen und islamfeindlichen Diskursen in Deutschland
Schützenhilfe. In der Freiburger Deklaration sind weder rassistische
noch islamfeindliche Aussagen zu finden. Sie besteht einfach darauf,
dass die Menschenrechte auch für muslimische Frauen und Kinder gelten.
Die Deklaration fordert jenen Konsens ein, der nach Frau Kaddor längst
selbstverständlich ist, eben dass die Gesetze dieses Landes von allen
eingehalten werden müssen. Lamya Kaddor brandmarkt das Einfordern von
Menschenrechten für muslimische Frauen und Kinder also als rassistische
Schützenhilfe und beklagt eben jenen zunehmenden Rassismus in der
Gesellschaft.
Wir müssen endlich über unsere Bringschuld reden.
Wie können wir es zulassen, dass in unserer Gesellschaft Schüler von
Lehrerinnen wie Frau Kaddor unterrichtet werden?
https://www.fischundfleisch.com/rebecca-schoenenbach/wir-muessen-endlich-ueber-unsere-frau-kaddor-sprechen-25819
1 comment:
Die Deutschen haben keine Bringschuld.
Und wenn die Gastarbeiter wirklich ihre Steuern zurück fordern: das können wir uns eher leisten als die Massen an illegalen Einwanderern. Ich hätte also kein Problem damit die auszuzahlen, wenn sie sich verpissen.
Problem: es sind ja mindestens 2 Generationen von ihnen hier auf deutschem Boden geboren.
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