Monday, January 14, 2008

Thomas Kapielski: Postmoderne Ikonoklasmen

Dem Georg Herold, der neben Kippenberger und mir als einer unserer besten Künstler zu gelten hat, wird ein in Essen ausgestelltes Kunstwerk, schwarze Unterhose auf Drahtwürfel namens Mekka, einem religiösen Bildersturm nachkommend, der Titel vom Museum selbst weggebrochen, verschämt überklebt. Museumsleute, die in der Pflicht stünden, für die Freiheit der Künste mutig in Stellung zu gehen und dies auch tun, wenn es um harmlosen Firlefanz vorgeblicher Gewagtheiten und Tabubrüche geht, verbrämten ihre Feigheit sogleich als Geste der Toleranz gegenüber den Religiösen, die ihre Dogmen tangiert sahen. Nun, Herold selbst, der Mann hat gelassenen Humor, taufte die Sache in Mokka um, und die schwächlichen Kunstverwalter werden aufgeatmet haben.
Was aber, wenn nun unseren andersgläubigen Mitwelten demnächst auch die alte Malerei mit ihren christlichen Motiven unerträglich wird ? Werden wir sie dann willfährig und vorgreifend gleich selbst verheizen, um nur ja keine selbstgewissen Totalitäten und Empfindlichkeiten zu kränken ?
aus: Kapielski, Thomas Weltgunst, Zweitausendeins, Frankfurt / M.
Writersblog von Thomas Kapielski.

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