Die Verbreitung von Terrorbotschaften Osama Bin Ladens über das Internet durch ein mutmaßliches Al-Qaida-Mitglied in Deutschland hat Befürchtungen vor möglichen Anschlägen der Terrororganisation auf das Internet verstärkt. "Die Aussendung der zahlreichen Audio- und Videobotschaften Bin Ladens und seines Stellvertreters Ayman Al Zawahiri hat uns aufgeschreckt", sagte ein Geheimdienstler.
Zum ersten Mal ist mit dem Iraker Ibrahim R., der von Georgsmarienhütte bei Osnabrück aus die islamistische Propaganda über die Welt verbreitete, ein mutmaßlicher Helfer von Osama Bin Laden den Fahndern in Deutschland ins Netz gegangen. "Der Beschuldigte hat dadurch die Al-Qaida in ihren terroristischen Aktivitäten und Zielsetzungen unterstützt", vermutet die Bundesanwaltschaft.
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) sieht darin einen Beleg, "dass wir uns in einer latenten Bedrohungslage befinden". Die Sprecherin des niedersächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Maren Brandenburger, sagte der ddp, das Internet gewinne immer mehr an Bedeutung für die Islamisten. Sie würden sich zunehmend in den Chatrooms austauschen. Es bestehe die Gefahr, dass gerade junge Muslime dadurch radikalisiert würden.
Al-Qaida und viele andere islamistische Organisationen agieren immer mehr in den weltweiten Computernetzen. Aus Geheimdienstkreisen ist zu hören, dass bei den in letzter Zeit festgenommenen islamistischen Terroristen "sehr gute technische Fähigkeiten festgestellt wurden, das Web als Waffe zu benutzen." Die Terroristen würden ihre technischen Fähigkeiten "beängstigend schnell ausbauen." Die Terroristen könnten nach Angaben eines Fahnders mit globalen Attacken auf die internationalen Datennetze die Energieversorgung, die Telekommunikation und die Verkehrssysteme lahm legen. Al-Qaida verfügt nach Erkenntnissen der Geheimdienste mittlerweile über Computerspezialisten, die "nur noch auf ihren Einsatz für die digitale Kriegsführung warten."
Der Journalist Yassin Musharbash weist in seinem Buch " Die neue Al-Qaida" darauf hin, dass es vor zehn Jahren rund ein Dutzend islamistischer Internetseiten gegeben habe. Heute hätten die Fahnder im Internet über 4500 Seiten ausgemacht. Aus Kreisen des US-Geheimdienstes CIA war zu erfahren, wie intensiv sich die Vereinigten Staaten für den Cyberkrieg rüsten. Die CIA befürchtet einen elektronischen Angriff der Islamisten, der "das Ausmaß der Selbstmordanschläge vom 11. September 2001 übertreffen könnte".
Die US-Armee unterhält eine eigene Einheit für elektronische Kriegsführung, die der strengsten Geheimhaltung unterliegt. Die für die Computersicherheit in Deutschland zuständigen Stellen betonen übereinstimmend :"Wir wappnen uns zusehends gegen denkbare Computerangriffe der Islamisten."
Nach Informationen der Geheimdienste soll das kommunistische Regime von Nordkorea, das gerade durch seinen ersten Atomwaffentest die Welt aufgeschreckt hat, schon an die 600 "Hacker-Spezialisten" ausgebildet haben. Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Il plane, die Computersysteme seines Nachbarstaates Südkorea und auch die Netze anderer Länder anzugreifen.
(ddp)
No comments:
Post a Comment