Sunday, March 25, 2012

Toulouse: War der `stolze Bruder´ das `Gehirn des Terrors´?

Abdelkader Merah, der ältere Bruder von Mohamed Merah, Attentäter von Toulouse und Montauban, wurde heute einem Haftrichter vorgeführt.
Er wird der Beihilfe und Vorbereitung eines terroristischen Verbrechens bezichtigt sowie der Beihilfe zu sieben Tötungs- und einem Eigentumsdelikt, so die französische Staatsanwaltschaft. Zu diesem Zeitpunkt befindet Abdelkader Merah sich in Polizeigewahrsam, während über den Antrag auf Untersuchungshaft vor Gericht entschieden wird.
Abdelkader bezeichnete sich als „stolz“ auf seinen jüngeren Bruder Mohamed, so die französische Polizei. Der ältere Bruder habe sich an den Morden selbst nicht beteiligt, sei aber mit Mohamed zusammen bei einem Yamaha-Händler gewesen, um das GPS-System des Gefährts deaktivieren zu lassen, so dass eine Ortung unmöglich ist. Außerdem seien die Brüder am Abend vor dem Anschlag auf die Ozer HaTorah Schule in Toulouse zusammen essen gewesen.
Zum Zeitpunkt des Anschlags sei das Ortungssignals von Abdelkaders Mobilfunkgerät unweit der jüdischen Schule zu erkennen gewesen; das habe die Auswertung der Verbindungsdaten seines Telekommunikationsdienstleisters ergeben, so Quellen aus dem Umfeld der Ermittlungsbehörden. Zudem sei im Auto des älteren Bruders Sprengstoff gefunden worden.
Verschiedene Zeugen beschrieben Abdelkader als den wesentlich stärker vom Djihad überzeugten der beiden Merah-Brüder. Die Gattin sowie die Mutter von Abdelkader Merah sind aus dem Polizeigewahrsam bereits am Freitagabend entlassen worden.
Die Autopsie der sterblichen Überreste von Mohamed Merah hat ergeben, dass er beim Versuch, sich seiner Verhaftung zu entziehen, am Donnerstag der letzten Woche mindestens zwanzigmal von Kugeln getroffen wurde, also “förmlich durchlöchert” war. Jeder einzelne dieser Treffer an Armen und Beinen hätte nicht zu seinem Tode führen können; was dem Ziel entsprach, den Verdächtigen lebend dingfest zu machen.
Auch zu dem Zeitpunkt, als er wild um sich schießend den Balkon seiner Wohnung im Hochparterre betreten habe, sei er noch „ausgesprochen lebendig“ gewesen, so französische Polizeiquellen.
Tödlich waren allein zwei Kugeln: Die eine traf ihn an der linken Schläfe, die andere durchschlug seinen Bauch von rechts nach links. Beide Kugeln trafen ihn offenbar im selben Moment und zwar, als er von seinem Balkon im Hochparterre sprang, offenbar mit der Absicht eines finalen Amoklaufs. Außer dem SEK in der Wohnung waren zwei Scharfschützen auf dem Gelände der evangelisch-reformierten Kirche gegenüber seiner Wohnung in der Rue du Sergent Vigné positioniert.
Mohamed Merah sei bei seinem Tod mit einem traditionellen islamischen Männergewand bekleidet gewesen und habe einen ordentlich geschorenen Vollbart getragen. Die toxikologische Untersuchung war zum Wochenende noch nicht abgeschlossen.
Zur Zeit interessiert die Ermittlungsbehörden vor allem, wie es möglich gewesen sein kann, dass Mohamed Merah, trotz seiner persönlichen Einkünfte auf Höhe des französischen Sozialhilfesatzes, ein umfangreiches Waffenarsenal erwerben und unterhalten, sowie sich jeweils auf Monatsbasis ein Auto mieten konnte.
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