Die jüngste Zunahme antisemitischer Vorkommnisse in
Deutschland führte während Jom Kippur zur Postierung von bewaffneten
Wachen vor Synagogen im ganzen Land. Das berichteten CBS News am
Wochenende. Das sei in diesen Dimensionen in Deutschland noch nie
vorgekommen, sagte Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden
in Deutschland gegenüber dem Fensehsender. Man stelle sich einen Mob
vor, meinte Graumann, der in Strassen Deutschlands gröhle, Juden sollten
vergast, abgeschlachtet und verbrannt werden. Die jüngste militärische
Offensive Israels im Gazastreifen sei nach Ansicht des
Zentralratspräsident nicht der Grund für den wachsenden Antisemitismus
in Deutschland gewesen, sondern eher der «Vorwand». Es sei eine
Gelegenheit gewesen, «es rauszulassen», fügte er hinzu. – Mit
Beunruhigung weist Monika Schwartz Friesel von der Technischen
Universität Berlin darauf hin, dass zwar der Löwenteil der
aufhetzerischen Rhetorik in den Strassen Deutschlands von Muslimen
stamme, dass aber die Entwicklung des online Antisemitismus ein
besorgniserregendes Bild vermittle. «Über 60 Prozent der Autoren, die
klar antisemitische Stereotype erwecken, stammen aus der
gesellschaftlichen Mittelklasse und vielen sind hochgebildet», sagt
Schwartz Friesel. Laut Graumann höre man vermehrt die Frage, ob die
jüdische Bevölkerung in Deutschland eine Zukunft habe. «Diese Frage habe
ich», so fügte er hinzu, «schon viele, viele Jahre nicht mehr gehört.»
tachles.ch
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