(kath.net/idea)
Kritik am Schweigen des Deutschen Evangelischen Kirchentages zum
„völkermordähnlichen Horror der expandierenden Islamisten“ in Teilen der
Welt hat der Theologe und Genozidforscher Wolfgang Reinhardt (Kassel)
geübt. Er beteiligte sich während des Protestantentreffens vom 3. bis 7.
Juni in Stuttgart zusammen mit seiner Frau Denise Uwimana-Reinhardt,
einer Überlebenden des Völkermordes an einer Million Tutsi 1994 in
Ruanda, an einem Podium zum Thema „Zwischen Mitschuld und
Versöhnungsarbeit – welche Aufgaben hat Kirche angesichts heutiger
internationaler Konflikte?“. Nach Reinhardts Worten wäre eine Resolution
des Kirchentages notwendig gewesen, die Solidarität mit den
Hunderttausenden Christen zum Ausdruck bringt, die in Syrien, Nigeria,
Somalia, dem Irak und anderen Ländern bedroht und verfolgt werden.
Christen seien die mit Abstand am meisten verfolgte Religionsgruppe:
„Hierzu sollte es auf künftigen Kirchentagen ein großes Forum geben.
Kritik übte Reinhardt auch, dass es in Stuttgart keine Veranstaltung zu
dem Völkermord der Osmanen an 1,5 Millionen Armeniern vor genau 100
Jahren gab. Ohne Wahrheit könne es keine Versöhnung geben, so der
Theologe. Zudem rief er die Weltgemeinschaft auf, nie wieder untätig
zuzusehen, wenn eine Minderheitengruppe wie die Armenier damals oder die
Tutsi vor 21 Jahren ausgerottet werden solle. Gegenwärtig gelte es, der
skrupellosen Vernichtung von wehrlosen Menschen durch
Terrororganisationen wie den „Islamischen Staat“ (IS) oder Boko Haram
(Westliche Bildung ist Sünde) entschlossen entgegenzutreten. Reinhardt:
„Ruanda wie Armenien lehren uns, dass man mit besessenen Völkermördern
nicht verhandeln, sondern sie nur mit Waffengewalt stoppen kann.“ Wenn
täglich Tausende Menschen abgeschlachtet würden, „ist es zynisch, ja
menschenverachtend, jegliche Gewaltanwendung abzulehnen“.
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