Mitten in der Münchner Fußgängerzone. Unübersehbar
verteilen einige junge Männer Korane. Unter ihnen ein kleiner, stämmiger
Mann, Anfang 20. Er hat einen langen Bart. Ich will mit ihm reden. Aber
zwei weitere Koranverteiler eilen herbei, drängeln mich ab: "Was wollen
Sie denn bewirken damit? Was soll das?" Der junge Mann fällt auf – als
Koranverteiler in der Innenstadt und in einer Münchner Berufsschule. Am
heftigsten war es nach BR-Recherchen wohl während der Eröffnung einer
Islam-Ausstellung des Bayerischen Verfassungsschutzes.
"Dieser Schüler hat ein Handy hochgehalten und damit gefilmt. Das ist in dem Zusammenhang nicht erlaubt. Dann hat er Allahu akbar gerufen. Dadurch ist er den Leuten, die diese Ausstellung geleitet haben, eben aufgefallen."
Ein Lehrer der Münchner Berufsschule
Nach BR-Informationen stammt der Schüler aus einem
katholisch geprägten Elternhaus. Seine Mutter verteidigt ihn, er wolle
nur seinen Glauben leben. Sie macht den Staat für seinen Wandel
verantwortlich. "Es gibt sicher verschiedene Gründe, wieso Jugendliche
zum Islam konvertieren – teilweise vielleicht aus Enttäuschung über
diesen Rechtsstaat". Der Schüler selbst will sich nicht äußern. Er ist
Teil der missionarisch ausgerichteten Koranteilverteilaktion "Lies". Und
er sympathisiert offenbar mit der Terrormiliz Islamischer Staat.
"Er hat zum Beispiel einmal ein Kalifat als die wünschenswerte Staatsform gelobt. Und einmal hat er demonstrativ den Sozialkundeunterricht verlassen. Da ging es um demokratische Wahlen, um den Staatsaufbau bei uns. Das wollte er gar nicht an sich ranlassen. Das konnte man aus dem Verhalten schließen."
Ein Lehrer der Münchner Berufsschule
Ähnlich verhält sich auch ein anderer Jugendlicher
an derselben Berufsschule. Eine Lehrerin berichtet, sie habe neulich im
EDV-Unterricht den Bildschirmhintergrund des Schülers gesehen –
vermummte Männer mit Gewehren.
"Demokratie hasst er, weil da alles chaotisch sei. Für mich ist das ein Mensch, der alleine nicht klar kommt. Dem sagt man am besten, wo es lang geht und dann macht er das. Als ich das Foto gesehen habe und diesen Satz, dass er Demokratie hasse, da ist mir schon anders geworden."
Lehrerin der Münchner Berufsschule
Viele Lehrer aus ganz Bayern haben sich bei der
Rektorin der Neu-Ulmer Grundschule gemeldet, mit ähnlichen Sorgen und
Problemen. Sie wollen sich allerdings nicht vor dem Mikrofon äußern.
Der Freistaat möchte dagegen etwas unternehmen.
Derzeit arbeiten Innenministerium, Kultusministerium und
Sozialministerium an einem gemeinsamen Präventionsprogramm.
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