Wednesday, May 25, 2016

Wie palästinensische Führer Kinder opfern

von Khaled Abu Toameh
  • Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) hofft nun darauf, dass die Tragödie der Familie Abu-Hindi die Palästinenser im Gazastreifen dazu bewegen wird, gegen die Hamas zu revoltieren.
  • Die Hamas wiederum hofft, dass der tragische Vorfall stattdessen die Glaubwürdigkeit der Palästinensischen Autonomiebehörde unter den Palästinensern weiter untergraben wird und stellt diese als Komplizen der Blockade des Gazastreifens dar, die verhindern soll, dass die Hamas weitere Waffen erhält.
  • Solche Vorwürfe und Gegenvorwürfe beweisen einmal mehr, dass die PA und die Hamas entschlossen sind, ihren Kampf bis zum letzten palästinensischen Kind fortzusetzen.
  • Was im Haus der Familie Abu-Hindi passiert ist, ist eine Familientragödie, für die es keine Worte gibt. Was dem palästinensischen Volk widerfährt, das seit Jahr und Tag von Führern regiert wird, die sich einen Dreck um dessen Wohl scheren, ist eine Tragödie nationalen Ausmaßes.
Der tragische Tod dreier palästinensischer Geschwister, die am 6. Mai im Gazastreifen bei einem Wohnungsbrand ums Leben kamen, zeigt einmal mehr, wie weit die palästinensischen Führer zu gehen bereit sind, um ihre Kinder für ihre politischen Zwecke und egoistischen Interessen zu missbrauchen.
Die drei Kinder der Familie Abu-Hindi – Mohammed (3), sein Bruder Nasser (2) und ihre zwei Monate alte Schwester Rahaf – starben bei einem Feuer, das durch Kerzen verursacht wurde, die wegen der regelmäßigen Stromausfälle im Gazastreifen in Gebrauch waren.
Die Stromkrise im Gazastreifen ist die direkte Folge des anhaltenden Machtkampfes zwischen den beiden rivalisierenden palästinensischen Kräften, der Hamas und der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA).
In den vergangenen Monaten hat sich die Krise verschärft; weite Teile des Gazastreifens sind die meiste Zeit des Tages ohne Strom. Die Hamas macht die Palästinensische Autonomiebehörde dafür verantwortlich, da diese die Kosten der für den Betrieb der Kraftwerke nötigen Brennstoffe nicht übernehme. Die PA bezichtigt die Hamas im Gegenzug der "Korruption" und "Inkompetenz".
Familie Abu-Hindi lebt im Flüchtlingslager Schati, wo auch Ismail Haniyeh und andere hochrangige Hamasführer wohnen. Im Unterschied zu diesen konnten sich die Abu-Hindis allerdings keinen eigenen Generator leisten, der sie während der Stromausfälle mit Elektrizität versorgt. Stattdessen wählten sie, wie die meisten Familien im Gazastreifen, die billigste Methode: Kerzen.
An diesem furchtbaren Abend gingen die drei Kinder schlafen, während die Kerzen noch brannten. Stunden später wurden ihre verkohlten Leichen aus dem Haus getragen, das immer noch in Flammen stand und mit Rauch gefüllt war.
In jedem anderen Land würde dieser Vorfall als eine alltägliche Tragödie betrachtet werden, eine, die sich auch in New York, London oder Paris hätte ereignen können.
In diesem Fall handelt es sich allerdings nicht nur um eine weitere Tragödie. Vielmehr wurden Kinder geopfert: Die Kinder der Abu-Hindis wurden auf dem Altar des seit einem Jahrzehnt tobenden Kriegs zwischen der Palästinensischen Autonomiebehörde und der Hamas geopfert. Und diese Kinder sind weder die ersten Opfer dieses Konflikts noch werden sie die letzten sein.
Die PA und die Hamas beuten die Tragödie der Familie Abu-Hindi gleichermaßen aus, um eine Schmierenkampagne gegeneinander zu führen. Nicht, dass die beiden Rivalen bislang in Frieden miteinander gelebt hätten; doch die politische Schlammschlacht auf dem Rücken dreier toter Kinder hat ein abscheuliches Ausmaß angenommen.
Die Kinder waren noch nicht beerdigt, da zeigten die Hamasführer schon mit dem Finger auf den PA-Präsidenten Mahmoud Abbas und seinen Ministerpräsidenten Rami Hamdallah, die, wie sie behaupten, persönlich für die Stromkrise im Gazastreifen verantwortlich seien.
Diese sei Teil einer Kampagne der PA-Führung, den gesamten Gazastreifen unter einer Blockade zu halten, behauptete Hamassprecher Sami Abu Zuhri. Das Ziel der Palästinensischen Autonomiebehörde sei es, die Hamas zu untergraben und von der Macht im Gazastreifen zu entfernen.
Andere Hamasoffizielle sagen, zu der Krise sei es gekommen, weil die PA darauf bestehe, eine Steuer auf die Brennstoffe zu erheben, die sie den Kraftwerken des Gazastreifens liefert. Diese zusätzliche, über die bereits hohen Kosten der Energieträger hinausgehende Belastung könne die Hamas nicht schultern. Zudem sei die Steuer nicht gerechtfertigt, da die PA über eine Vereinbarung mit dem Staat Israel (bei dem sie die Brennstoffe kauft) die Steuer erstattet bekomme. Außerdem, sagen die Hamasvertreter weiter, weigere sich die PA, Israel dazu aufzufordern, seine Stromlieferungen in den Gazastreifen zu erhöhen.
Im Klartext: Die Hamas übernimmt keinerlei Verantwortung dafür, dass zwei Millionen Palästinenser im Gazastreifen fast 12 Stunden des Tages ohne Strom verbringen. Stattdessen ist ihrer Meinung nach allein Mahmoud Abbas und dessen Ministerpräsident schuld daran, deren einziges Interesse darin bestehe, die Hamas von der Macht zu entfernen.
Wo aber sind die ausländischen Hilfsgelder, die Millionen von Euro, geblieben? Wie viel kosten die Tunnel, die die Hamas dazu benutzt, um Terrorangriffe auf Israel durchzuführen? Wie viel kostet die Bezahlung von Terroristen und ihrer Familien? Wäre dieses Geld nicht besser angelegt, wenn man damit Kinder davor bewahren würde, in einem durch brennende Kerzen ausgelösten Wohnungsbrand zu verbrennen?
Die Hamas hat die Schmutzkampagne gut vorbereitet. In einer beispiellosen Aktion nahmen maskierte Mitglieder ihres militärischen Flügels, der Ezaddin Al-Qassam, an der Beerdigung der drei Kinder teil. Auch Hamasführer wie Ismail Haniyeh waren anwesend und drückten der Familie ihr Beileid aus. All das wurde von Fernsehkameras gefilmt, wodurch die Verbindung der Familie zur Hamas demonstriert wurde und gleichzeitig suggeriert, dass Abbas und seine Palästinensische Autonomiebehörde für die Tragödie verantwortlich seien.
7. Mai 2016, Gaza: Bei der Beerdigung der Abu-Hindi-Kinder posieren maskierte Kämpfer der Hamas für die Medien.
Aber auch die Palästinensische Autonomiebehörde trachtet danach, aus der Tragödie Kapital zu schlagen, indem sie eine Rufmordkampagne gegen die Hamas führt. Der Sprecher der PA-Regierung, Jusuf Al-Mahmoud, wies die Anschuldigungen der Hamas zurück: "Diejenigen, die das Volk im Gazastreifen weiterhin in Geiselhaft halten, sind für diese Tragödie verantwortlich", sagte er mit Blick auf die in Gaza regierende Hamas. "Die Tragödie der Kinder im Gazastreifen ist eine Tragödie für alle Palästinenser. Die Hamas ist für die fortdauernde Teilung (zwischen dem Westjordanland und dem Gazastreifen) verantwortlich." Abbas' regierende Fatah ging sogar so weit, den trauernden Vater der toten Kinder als einen der ihren darzustellen.
Nun hofft die Palästinensische Autonomiebehörde darauf, dass die Tragödie der Familie Abu-Hindi die Palästinenser im Gazastreifen dazu bewegen wird, gegen die Hamas zu revoltieren.
Die Hamas wiederum hofft, dass der tragische Vorfall stattdessen die Glaubwürdigkeit der Palästinensischen Autonomiebehörde unter den Palästinensern weiter untergraben wird und stellt diese als Komplizen jener Blockade des Gazastreifens dar, die verhindern soll, dass die Hamas weitere Waffen erhält.
Solche Vorwürfe und Gegenvorwürfe beweisen einmal mehr, dass die PA und die Hamas entschlossen sind, ihren Kampf bis zum letzten palästinensischen Kind fortzusetzen.
Ungeachtet all dessen versucht Abbas die Welt von seinem Plan der Gründung eines souveränen Staates in der Westbank und dem Gazastreifen zu überzeugen. Es ist kaum vorstellbar, wie er nach dieser Beerdigung auch nur dazu in der Lage sein könnte, einen Fuß in den Gazastreifen zu setzen.
Was im Haus der Familie Abu-Hindi passiert ist, ist eine Familientragödie, für die es keine Worte gibt. Was dem palästinensischen Volk widerfährt, das seit Jahr und Tag von Führern regiert wird, die sich einen Dreck um sein Wohl scheren, ist eine Tragödie nationalen Ausmaßes.
 gatestoneinstitute

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