Von Scott Adams für www.Blog.Dilbert.com, 7. April 2017
Wie ich gestern schrieb
halte ich die Behauptung, wonach Assad letzte Woche einen
Chemiewaffenangriff auf sein eigenes Volk befahl, für Blödsinn. Ein
Assad, der jetzt einen solchen Angriff befielt - nun da seine Seite
schlussendlich am gewinnen ist - würde sein Leben und sein Regime
riskieren und das ohne einen militärischen Vorteil zu gewinnen. Ich kann
das daher einfach nicht glauben.
Aber sagen wir mal, die Welt
glaubt, dass Assad oder ein abtrünniger General unter seinem Kommando
die Tat ausgeführt hat. Was muss ein amerikanischer Präsident dann
machen? Macht Trump nichts, dann wirkt er schwach und es lädt andere in
anderen Ländern ein, ähnliches zu machen. Verschiesst er innerhalb von
kurzer Zeit aber 59 Lenkraketen auf eine syrische Luftwaffenbasis, wie
er es gemacht hat, dann bekommen die USA mehrere Vorteile und das zu
geringen Kosten:
1. Präsident Trump hat soeben den Vorwurf
beseitigt, er sei Putins Marionette. Heute sieht er nicht mehr so aus,
wie Putins Schosshündchen. Und das war auch Trumps größtes Problem,
wodurch es auch Amerikas Problem war. Niemand will einen Präsidenten,
der im Verdacht steht, von Russland beeinflusst zu sein.
2. Dazu
löste Präsident Trump (teilweise) den Vorwurf auf, er sei inkompetent.
Man kann sein militärisches Vorgehen hassen, aber selbst Trumps Kritiker
werden es massvoll und rational bezeichnen. Ob es einem gefällt oder
nicht, Trumps Glaubwürdigkeit wird dadurch eher steigen, wenn nicht gar
auch seine Beliebtheit. Erfolgreiche militärische Aktionen sind für
Präsidenten prädestiniert dafür.
3. Präsident Trump hat damit den
Tisch bereitet für die Gespräche mit China über Nordkorea. Wird China
nun anzweifeln, dass Trump sich um das Problem in Chinas eigenem
Hinterhof kümmern wird, wenn sie es nicht selbst machen? Die
Verhandlungen dazu wurden soeben etwas leichter.
4. Der Iran könnte sich etwas flexibler fühlen, wenn es an der Zeit ist, über ihr Atomprogramm zu sprechen.
5.
Trumps Plan für eine Sicherheitszone in Syrien erfordert das Dominieren
der syrischen Luftwaffe. Das wurde jetzt auch etwas leichter.
6.
Sobald der IS ausreichend zurückgedrängt ist, wird die syrische
Regierung in Verhandlungen eintreten müssen mit den verbleibenden
Fraktionen in Syrien, um einen bleibenden Frieden der einen oder anderen
Art zu erreichen, der potenzielle Flüchtlingsströme verhindert. Syriens
Regierung wurde soeben etwas flexibler bei diesen Verhandlungen. Man
kann davon ausgehen, dass sie den Rest ihres Militärs behalten wollen.
7. Wann immer die Luftwaffe eines von Israels Gegnern dezimiert wird, wird Israel etwas sicherer.
Auf
der Risikoseite dieser Gleichung haben wir die Möglichkeit eines
Krieges mit Russland. Ich würde die Wahrscheinlichkeit dafür in diesem
Fall bei etwa Null ansetzen, da die USA Russland offensichtliche vor dem
Angriff gewarnt haben. Das bedeutet, wir kannten ihre Reaktion vor dem
Angriff. Und es handelte sich auch um eine begrenzte Aktion jener Art,
die Putin womöglich respektiert. Ich erwarte, dass sich Russland heftig
beschweren wird, aber auch weiterhin mit den USA im Kampf gegen den IS
zusammenarbeiten wird.
Sollte sich am Ende herausstellen, dass
der Giftgasangriff, der zur militärischen Aktion führte nicht von Assad
ausging, dann wird es keinen Unterschied machen. Präsident Trump wird
alle obigen Vorteile trotzdem einstreichen, falls der Angriff sich am
Ende als eine Lüge entpuppt. Wir wissen, dass Assad irgendwann über
Chemiewaffen verfügte und sie möglicherweise auch einsetzte. Niemand
wird Assad beweinen, falls die Aktion unbegründet war. Und realitisch
betrachtet kann sich die Öffentlichkeit nie zu 100% sicher sein, wer
hinter einem Angriff steckt.
Ich zweifle, dass dies der erste
Schritt im Rahmen eines Kriegsplanes ist, mit dem Assad abgesetzt werden
soll. Sollte Assad dies aber denken, dann haben wir nun eine stärkere
Position über ihn als zuvor.
Ich bin nicht für Krieg, daher
alarmiert mich diese militärische Aktion genau so, wie die meisten
Menschen. Objektiv betrachtet aber war das Risiko-Rendite-Verhältnis
dieses Angriffs auf ein syrisches Luftfeld ausgesprochen gut. Man sieht
selten so viele Vorteile, die sich aus einer so begrenzten Aktion
ergeben.
Ich hatte erwartet, dass sich Präsident Trump mit einem
militärischen Vorgehen zurückhalten würde, der zu einem Sturz des
Regimes führt. Dies scheint noch immer der Fall zu sein. Als aber unsere
Geheimdienste das Flugzeug identifizierten, welches den
Chemiewaffenangriff flog und offenbar von dieser Luftwaffenbasis aus
startete, hat es Trump eine Möglichkeit eröffnet, die er nutzte. Ich
wusste nicht, dass unser Militär permanent weis, was jedes einzelne
Flugzeug in Syrien macht. Das ist beeindruckend und kaum zu glauben.
http://1nselpresse.blogspot.de/2017/04/der-angriff-auf-die-syrische.html
Im Original: The Syrian Air Base Attack
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