Monday, April 17, 2017

Loyalität

Der für die Partei Bündnis 90/Die Grünen aktive Parlamentarier Volker Beck hat sich mit Winfried Kretschmann solidarisiert, dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, der in die Kritik geraten ist, weil er kürzlich als Geldbote nach Bethlehem reiste dem dort tätigen Prediger Mitri Raheb 30.000 Euro aus öffentlichen Quellen zu überbringen, einem bekannten Feind Israels.
Er sei sich »sicher«, schreibt Volker Beck, dem man bisher durchaus eine gewisse Glaubwürdigkeit als Streiter gegen Antisemitismus bescheinigen konnte, »daß W. Kretschmann einen Boykott Israels ebenso wie Vergleiche Israels mit der Apartheid zurückweist«. Mitri Raheb ist berüchtigt für seine gegenteiligen Ansichten, die sich also wohl nur nicht bis zu Winfried Kretschmann herumsprachen.
Zweifellos ist es nicht einfach, einen Parteifreund zu kritisieren, schon gar nicht öffentlich. Doch ihn zu unterstützen und dessen Versagen noch mit Unwissenheit zu entschuldigen, ist indes auch nicht eben überzeugend. Es weckt Zweifel an Volker Beck, scheint er doch bereit, die Augen vor Winfried Kretschmanns Fehlverhalten zu verschließen, nur weil der der richtigen Partei angehört.
Zudem sind Zweifel an Winfried Kretschmanns angeblicher Ahnungslosigkeit angebracht. Sollte ihm wirklich entgangen sein, daß und wie 2011/12 gegen die Verleihung des Deutschen Medienpreises an Mitri Raheb protestiert wurde? Kann 2017 glaubwürdig unwissend sein, wer schon im Juni 2013 mit Mitri Raheb über israelische Schutzmaßnahmen gegen »palästinensischen« Terror schimpfte?
Winfried Kretschmann jedenfalls hätte wissen können, wen er mit 30.000 Euro fördert, für welche Ideen der Geförderte steht. Und natürlich hätte er es wissen müssen, wollte er sich nicht den verantwortungslosen Umgang mit Steuergeldern vorwerfen lassen. Winfried Kretschmann hat sich so oder so als Ministerpräsident Baden-Württembergs zum Komplizen eines Antisemiten gemacht.
Und dafür gehört er – wenigstens – kritisiert. Doch wer sich nicht einmal mehr dazu durchringen kann oder will und sich wirklich fadenscheiniger »Argumente« bedient, der verspielt im Kampf gegen den Antisemitismus jede Reputation. Volker Beck war einmal glaubwürdig. Nach seinem Einsatz für Winfried Kretschmann darf man ihm getrost doppelte Standards vorwerfen. Schade.
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