Anfangs schaffte es die niederländische Presse die zutiefst antisemitischen Äußerungen türkischer Jugendliche in einer niederländischen Mainstream-Fernsehsendung am 17. Februar weitgehend zu verheimlichen. Diese hatten gesagt: „Ich bin zufrieden mit dem, was Hitler mit den Juden machte“ und „Hitler hätte alle Juden töten sollen“. Das sowie die Tötung aller jüdischen Babys war der Kern ihrer Äußerungen. Freie Meinungsäußerung ist in den Niederlanden ein stark geschütztes Recht. Einem anderen „Recht“ der Medien, der Freiheit Nachrichten zu verschweigen, wurde kaum Aufmerksamkeit gewidmet.
Eine Presseerklärung der niederländisch-jüdischen Verteidigungsorganisation CIDI, die eine nationale Ermittlung zu antisemitischen Vorurteilen unter Schülern forderte, erhielt von den nationalen Medien ebenfalls keine Aufmerksamkeit.
Das Thema der antisemitischen Jugendlichen erreichte allerdings eine neue Dimension, als das Simon-Wiesenthal-Zentrum dem niederländischen Premierminister Mark Rutte einen Brief schickte, der auch an Mitglieder des Parlaments ging. Das SWC forderte den niederländischen Premierminister auf, eine umfassende Studie des Antisemitismus in der niederländischen Gesellschaft durchgeführt wird, um effektive Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Vorurteile anzustoßen. Die größte Zeitung der Niederlande, De Telegraaf, machte das in seiner Samstagsausgabe vom 9. März zur Titelgeschichte. Einige andere landesweite Zeitungen erwähnten den Brief ebenfalls.
Aus seinen Büros in Übersee schaffte es das SWC, weit mehr Aufmerksamkeit zu dieser Affäre in der niederländischen Presse zu schaffen als das CIDI, das seit Jahrzehnten mit den wichtigen niederländischen Medien vernetzt ist. Die jüdische Gemeinde der Niederlande ist in den letzten Jahren infolge der Attacken gegen das rituelle Schlachten und, in geringerem Maß, die Beschneidung zunehmend unter Druck geraten. Entwicklungen in der Affäre der antisemitischen Jugendlichen scheinen anzudeuten, dass internationale jüdische Organisationen weit mehr Einfluss haben können als das niederländische Judentum und seine Unterstützer. Es dauerte bis zum 13. März, bis der erste Minister – Lodewijk Asscher vom Sozialministerium – diese antisemitischen Jugendlichen verurteilte.
Im Brief an Premierminister Rutte hob das SWC ein zentrales Element der Angelegenheit hervor. Die Interviewten sagten, ihre Gefühle würden auch von einheimischen Niederländern geteilt. Sie behaupteten: „Niemand in unserer Schule mag Juden.“ In der Zwischenzeit wurde bekannt, dass Mehmet Sahin – der Ehrenamtler, der die Jugendlichen interviewte – und seine Familie untertauchte, weil er per E-Mail und über soziale Medien Morddrohungen erhielten. Er machte auch die Erfahrung in seinem Viertel auf der Straße beschimpft zu werden. Der Vorsitzende einer türkischen Moschee in Arnhem beschönigte auf einer türkischen Nachrichten-Internetseite die Jugendlichen und behauptete, sie seien Opfer von Provokation geworden.
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