Im Streit um ein Vordach erschoss Mustafa Y. (39) in
Wellendingen (Baden-Württemberg) im Juli 2013 seinen Nachbarn Hanspeter
W. († 43) mit neun Schüssen aus seiner Pistole. Dafür geht er jetzt
zwölf Jahre in den Knast.
Ein Gutachter hatte vor dem Landgericht Rottweil behauptet: Der Täter,
ein gläubiger Muslim, sei nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen! Mustafa
Y. habe im Fastenmonat Ramadan – trotz Hitze – vor der Tat seit 14
Stunden weder gegessen noch getrunken.
Eigentlich steht auf Mord eine lebenslange Haftstrafe, man sei bei dem
Angeklagten aber von einer verminderten Schuldfähigkeit ausgegangen,
sagte der Vorsitzende Richter Karlheinz Münzer.
„Der Ramadan setzte ihm körperlich zu, er war dehydriert, aber es kam zu
keiner Bewusstseinseintrübung.“ Er stellte aber klar: „Der Ramadan
hatte nicht allein Einfluss auf seine verminderte Schuldfähigkeit.
Mustafa Y. war auch psychisch und physisch instabil, litt unter
Depression, Angstzuständen und Schlafstörungen.“
Das Urteil: Mustafa Y. muss zwölf Jahre hinter Gitter! Ein Jahr weniger
als die Staatsanwaltschaft gefordert hatte!
Zwei Jahre lang lebten die Männer Tür an Tür in einem Doppelhaus in
Wellendingen. Alles begann damit, dass Hanspeter W. seine Hälfte
renovieren wollte. Er entfernte einen Trägerbalken, plötzlich zogen sich
Risse durch die Wand des Nachbarhauses.
Im Prozess behauptet Mustafa, sein Nachbar habe auch Müll illegal in
seiner Tonne entsorgt. Einen Monat vor der Tat soll der Türke versucht
haben, seinen Nachbarn mit dem Auto zu überfahren.
Juli 2013 geriet der Streit außer Kontrolle: Mustafa Y. fastete.
Plötzlich Krach. Der Angeklagte: „Ich sah, dass der Nachbar auf meiner
Hofseite Steine aus dem Boden entfernte.“ Die beiden schrieen sich an.
W. soll seinen Kontrahenten als Zuhälter beschimpft haben. Mustafa Y.:
„Da drehte ich komplett durch!“
Laut Staatsanwalt holte der Angeklagte im Dachgeschoss eine Pistole.
Hinterm Haus trafen die beiden aufeinander. Mustafa Y. (Sportschütze)
schoss dem Nachbarn in die Hüfte, ein zweiter Schuss verfehlte das
Opfer. Hanspeter W. wollte sich ins Haus retten. Der Nachbar kam
hinterher.
Drinnen musste die Frau des Opfers mit ansehen, wie der Täter weiter auf
ihren Mann schoss. Sie schloss sich ein und versuchte ihren kleinen
Sohn zu schützen.
Mustafa ging nach Hause, rief die Polizei an, sagte: „Nachbar tot
gemacht.“Die Staatsanwaltschaft hatte vor dem Rottweiler Landgericht 13
Jahre Haft wegen Totschlags, der Anwalt der Witwe des Getöteten forderte
sogar eine lebenslange Strafe. Der Verteidiger von Mustafa Y. hatte
hingegen betont, dem geständigen Täter müsse eine Perspektive für sein
weiteres Leben gegeben werden. Deshalb seien maximal neun Jahre
angemessen. Mustafa Y. ließ mit hochrotem Kopf über seinen Dolmetscher
mitteilen: „Ich akzeptiere das Urteil. Schön.“
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