Saturday, April 05, 2014

Die englische Schweiz

Man sah es Nick Clegg an, wie sehr er sich aufregte, Leidenschaft kippte in Arroganz, was einem stellvertretenden Premierminister von Grossbritannien nicht gut anstand; zu­­weilen schien er kurz davor, die Contenance zu verlieren, während Nigel Farage, Chef der Euroskeptiker in England, dastand wie eine Salzsäule und den Untergang von Sodom und Gomorrha verkündete. Er liess sich zu keiner Unhöflichkeit hinreissen – obwohl er im Ruf steht, einer der brutalsten Exekutoren der britischen Politik zu sein. Vor wenigen Tagen trafen sich Clegg und Farage zu einer zweiten Debatte über die EU und die Frage, ob Grossbritannien Mitglied bleiben soll oder nicht. Kamen die Journalisten und Experten nach der ersten Auseinandersetzung der beiden zum Schluss, Clegg habe gewonnen, fiel das Urteil diese Woche vernichtend aus – für Clegg, den Chef der Liberaldemokraten. Gemäss Umfragen hielten 68 Prozent Farage für überlegen, wogegen nur 27 Prozent den Eindruck hatten, Clegg habe die Debatte für sich entschieden. Schon eine Woche zuvor hatte sich aber eine bemerkenswerte Wahrnehmungs­differenz angedeutet: Obwohl fast alle Kommentatoren, ob konservativ oder links, also die Ver­treter der Informationseliten, Clegg attestierten, einen bestechenden Auftritt gemeistert zu haben, sah dies die breite Bevölkerung völlig anders. Sie hatte Farage für überzeugender gehalten.
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