Vielleicht steht der Gott irgendwo in Gaza in einer Besenecke, eingewickelt in alte Decken. Oder gut vermummt in einer Kiste, so lang und breit wie ein Sarg. Sein genaues Versteck kennen nur die engsten Eingeweihten, hochrangige Mitglieder der Kassembrigaden, dem bewaffneten Flügel der Hamas. Die sind Experten in Tarnung. Von antiken Kunstschätzen allerdings haben sie vermutlich keine Ahnung. Das könnte dem Apollo schlecht bekommen, der angeblich vor gut einem halben Jahr vor der Küste des Gazastreifens einem Fischer ins Netz ging.
"Ein Sensationsfund", vermuten namhafte Archäologen anhand von Fotos, auf denen der griechische Gott der Musen in Jünglingsgestalt mit lockigem Haarkranz abgebildet ist. Sein Alter wird auf 1100 bis 1500 Jahre geschätzt, seinen Wert veranschlagen Kunsthändler mit auf 15 bis 70 Millionen Euro. Kleine Apollo-Statuen aus Bronze gibt es viele, aber nicht viele in Lebensgröße. Leibhaftig gesehen haben die wenigsten die mit grüner Patina überzogene Skulptur. Denn so plötzlich, wie sie auftauchte, ist sie von der Bildfläche verschwunden – geraubt, gekidnappt oder auch nur "in Gewahrsam", wie Vertreter der Hamas-Regierung glauben machen möchten.Seit dem Militärputsch in Kairo ist der Gazastreifen auch von ägyptischer Seite verriegelt. Die meisten Schmuggeltunnel zum Sinai hin sind dicht – bis auf ganz wenige sehr enge. Überdies dürfte es selbst auf dem Schwarzmarkt schwer sein, ein solch einzigartiges Kulturerbe zu verhökern. Und wie schließlich wollte ihr jetziger Besitzer, eine Hamas-Größe, die Insider sogar beim Namen nennen, sicherstellen, dass am Ende nicht die Ägypter den Apollo an sich reißen, wenn er raus aus Gaza wäre?
Das alles spricht dafür, dass der Griechengott noch in Gaza ist, als Faustpfand in Händen der Hamas.
badische-zeitung
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