Die Publizistin Alice Schwarzer übt in einem Gastbeitrag im
Nachrichtenmagazin Focus heftige Kritik an den konservativen
Islamverbänden in Deutschland. Deren Repräsentanten würden die übergroße
Mehrheit der Muslime in Deutschland gar nicht vertreten, und ein
reaktionäres Frauenbild verbreiten, schreibt die Feministin und
EMMA-Herausgeberin.
Sie schreibt: „Obwohl der Verfassungsschutz schon 2001 vor den
radikalen Islamisten als ‚Gefahr Nr. 1‘ warnte, wird deren Agitation im
Herzen von Europa bis heute nicht wirklich ernst genommen. Dem
Kulturrelativismus und der Infragestellung von Rechtsstaat und
Gleichberechtigung der Geschlechter wird kaum Einhalt geboten. Im
Gegenteil: Ausgerechnet die Repräsentanten der muslimischen Verbände
gelten noch immer als bevorzugte ‚Dialogpartner‘ von Politik und
Kirchen. Dabei sind diese Verbände stark konservativ bis islamistisch
und repräsentieren nur eine verschwindende Minderheit der in Deutschland
lebenden Muslime.“
„Hinzu kommt: Ideologisch wie finanziell sind sie mehr oder weniger
abhängig vom Ausland, genauer gesagt: von islamisch oder islamistisch
beherrschten Ländern wie der Türkei oder Saudi-Arabien. Der Dachverband
„Koordinationsrat der Muslime“ (KRM) mit den vier größten
Islamverbänden, so Schwarzer, repräsentiere „gerade mal sieben Prozent
der in Deutschland lebenden Muslime. Und was ist mit den restlichen 93
Prozent?“
Die Publizistin kritisiert besonders die „Türkisch-Islamische Union“
(Ditib) und den „Zentralrat der Muslime“. „Vor der Machtergreifung des
bekennenden Gottesstaatlers Recep Tayyip Erdoğan im Jahr 2003 waren die
Ditib-Moscheen echte Stätten des Dialogs – heute weht da ein ganz
anderer Wind“, so Schwarzer. Auch den „Zentralrat der Muslime“ und
seinen Vorsitzenden Aiman Mazyek könne man „nicht im Ernst als
fortschrittlich“ bezeichnen. Mazyek wirft sie vor, er betreibe die
Internetseite islam.de, die den Koran „schriftgläubig interpretiert,
inklusive der legitimen Verstoßung der Frau bei Scheidung“.
mmnews
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