Thursday, February 26, 2015

"Mutigster Regisseur": Finn Norgaard

Von Douglas Murray
Der Mut hat einen Namen: Finn Norgaard. So heißt der 55 Jahre alte Filmregisseur, der diesen Monat in Kopenhagen von Omar Abdelhamid Hussein erschossen wurde.
Menschen, die in dem Café waren, sagen, dass er geholfen habe, ihr Leben zu retten. Hätte er nicht mit dem Bewaffneten gekämpft und so der Polizei und anderen wertvolle Sekunden verschafft, wäre die Zahl der Toten auf dem Event für Redefreiheit viel höher ausgefallen.
Ein gehöriger Teil der wenigen Personen, die in Europa an vorderster Front für Redefreiheit kämpfen, drängte sich in jenes schmale Café.
In einem Gewerbe, das es gewohnt ist, sich selbst für seinen angeblichen Mut auf die Schulter zu klopfen, lebte Norgaard ein Leben – und starb einen Tod – von wahrer Tapferkeit. Ist es zu viel zu hoffen, dass dieses Gewerbe irgendwann einmal die wirklichen Helden unserer Zeit erkennt?
Gerade erst hatten wir in den USA die Oscarverleihungen. Aber traurigerweise gab es keine Nominierung für den "mutigsten Regisseur". Hier ist eine.
Klar: Normalerweise würde man eine solche Nominierung des "mutigsten Regisseurs" gar nicht wollen. Diese Rolle würde nämlich ausschließlich von denjenigen begehrt, die ganz und gar vorhersehbare Statements für das machen, was auch immer gerade der Zeitgeist sein mag – und nur sie würden geehrt werden. Eine Geschichte über den Kampf einer Frau gegen eine Krankheit, vor dem Hintergrund der Antisklavereibewegung. Die Geschichte des Kampfes eines Mannes gegen Klassenvorurteile und ungleiche Bezahlung, vor dem Hintergrund der sinkenden Titanic. Und so weiter.
Das Wort "mutig" wird im Filmgewerbe so inflationär benutzt, dass man leicht vergessen kann, was es eigentlich bedeutet. Hier kommt ein Vorschlag. Mut, das ist Finn Norgaard. So heißt der 55 Jahre alte Filmregisseur, der diesen Monat in Kopenhagen von Omar Abdelhamid Hussein erschossen wurde. Die Geschichte, wie genau Finn Norgaard starb, hat sich gerade erst herauskristallisiert und ist noch nicht erzählt worden. Doch die Menschen müssen sie erfahren.
Norgaard war einer der Teilnehmer des achten Treffens des Lars-Vilks-Komitees in Kopenhagen. Diese Organisation entstand vor zwei Jahren, um dem schwedischen Künstler Lars Vilks Solidarität auszudrücken und ihm etwas Normalität zu bieten. Denn Vilks' Leben ist alles andere als normal, seit er 2007 eine Reihe von Illustrationen zeichnete, die von einigen Muslimen als blasphemisch betrachtet wurden, und die dazu führten, dass sein Name auf die Todesliste von Al-Qaeda kam.
Seither legte Schwedens kulturelle Elite ein solches Maß an Angst und Argwohn an den Tag, dass es Vilks beinahe unmöglich wurde, als Künstler zu arbeiten: Gallerien wollten seine Werke nicht zeigen; Zeitungen wollten sie nicht drucken. Von Seiten der schwedischen Gesellschaft gab es kaum Unterstützung. Und so kam eine kleine Gruppe von dänischen Kulturschaffenden 2013 zusammen, um einen Beitrag dazu zu leisten, die Dinge zu ändern. Die Veranstaltungen des Komitees erlaubten es anderen Leuten aus dem Kulturbetrieb, sich mit Vilks zu treffen, mit ihm zu diskutieren und über Redefreiheit zu beraten, nicht nur im Hinblick auf den Islam.
Finn Norgaard hatte bereits einige Veranstaltungen des Komitees besucht, und er war an jenem Tag in diesem Monat in dem Café in Kopenhagen, als die Anführerin der feministischen Gruppe Femen und einer der Organisatoren des in London ansässigen "Passion for Freedom"-Kunstfestivals sprechen sollten. Der französische Botschafter in Dänemark war ebenfalls anwesend und hatte zur Eröffnung der Veranstaltung Solidarität und Unterstützung nach der Gräueltat gegen Charlie Hebdo ausgedrückt.
Wie genau Norgaard starb, war in den ersten Tagen nach dem Angriff noch unklar. Einer der Organisatoren – Helle Brix, der Gründer des Komitees – sagte, man habe angenommen, dass Norgaard während des ersten Teils der Veranstaltung nach draußen gegangen sei, um einen Telefonanruf zu tätigen. Als der Bewaffnete in die Lobby kam und anfing zu schießen, erwiderten die Bodyguards von Lars Vilks das Feuer. Niemand in dem Raum, wo das Treffen stattfand, wurde getroffen. Norgaard war, bei der Veranstaltung für Redefreiheit, das einzige Todesopfer (der Bewaffnete ging später zu einer Synagoge in Kopenhagen und erschoss dort den 37-jährigen Dan Uzan).
In den Stunden nach dem Angriff schien es, als hätte Norgaard bloß Pech gehabt. Er war kurz nach draußen gegangen, just in dem falschen Moment, und stand plötzlich dem Bewaffneten gegenüber, der ihn erschoss. Mittlerweile aber deutet vieles darauf hin, dass die Geschichte nicht bloß eine von furchtbarem Unglück ist, sondern auch eine von Heldenmut. Die Besucher der Veranstaltung sagen, dass Norgaard wohl, nachdem er in die Lobby gegangen war, den Bewaffneten gesehen und versucht hätte, ihn zu stoppen. Es scheint eine Art Kampf stattgefunden zu haben, in dessen Verlauf der Filmregisseur versuchte, dem Terroristen die Waffe zu entreißen. Der Mörder behielt die Oberhand und erschoss Norgaard. Freunde von Norgaard haben bestätigt, dass das sehr wohl zu ihm passen würde, und dass er als jemand bekannt war, der einschritt, wenn er sah, dass sich irgendwo eine Prügelei entwickelte.
Dafür, dass er half, ihre Leben zu retten, zollen die Menschen, die in dem Café waren, ihm Anerkennung. Hätte er nicht mit dem Bewaffneten gekämpft und so der Polizei und anderen wertvolle Sekunden verschafft, wäre die Zahl der Toten auf dem Event für Redefreiheit viel höher ausgefallen, und der Effekt, den dies auf den Kampf für Redefreiheit gehabt hätte, wäre gar nicht zu bemessen gewesen. Ein gehöriger Teil der wenigen Personen, die in Europa an vorderster Front für Redefreiheit kämpfen, drängte sich in jenes schmale Café. Wäre die Zahl der Todesopfer höher gewesen, hätte dies Folgen für die Debatte gehabt, und die Chance, sie eines Tages zu gewinnen, wäre vielleicht irreparabel geschmälert worden.
Finn Norgaard (links) wurde diesen Monat in Kopenhagen von dem Terroristen Omar Abdelhamid Hussein ermordet, als er versuchte, Hussein daran zu hindern, in einen Raum zu schießen, in dem sich Aktivisten für Redefreiheit versammelt hatten. Rechts: Der schwedische Künstler Lars Vilks, der sich auf Al-Qaedas Todesliste befindet, war einer der Teilnehmer des Treffens, auf das es Hussein abgesehen hatte.
Es ist von größter Wichtigkeit, Leute wie Finn Norgaard ins Bewusstsein zu rufen. In einem Gewerbe, das es gewohnt ist, sich selbst für seinen angeblichen Mut auf die Schulter zu klopfen, lebte Norgaard ein Leben – und starb einen Tod – von wahrer Tapferkeit. Ist es zu viel zu hoffen, dass dieses Gewerbe irgendwann einmal die wirklichen Helden unserer Zeit erkennt?
Selbst wenn sie es nicht tun, können wir anderen es. Norgaards Familie hat eine Stiftung in seinem Namen und zu seiner Ehre gegründet. Sobald ich die Details dazu habe, werde ich sie hier veröffentlichen und möchte dazu ermuntern, für die Stiftung zu spenden. Wie ein Freund, dessen Leben Norgaard womöglich gerettet hat, diese Woche sagte: "Eine der Schönheiten des Lebens sind die außerordentlichen Menschen, die man von Zeit zu Zeit trifft."
 gatestoneinstitute

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