Kann man sich das Leiden des Priesters Jacques Hamel vorstellen, dem zwei Terroristen im Auftrag des IS
die Kehle durchschnitten und ihn dann enthaupteten? Das Verbrechen
geschah in der Kirche von Saint-Étienne-du-Rouvray in Rouen, wo der Abbé
gerade die Messe las – in seiner Kirche, vor den Augen seiner
Gemeinde-mitglieder.
Nein, man will sich das Leiden des
86-Jährigen nicht vorstellen. Man versucht reflexartig, die Gedanken zu
verdrängen, die das Bild dieses Mordes an einem Wehrlosen hervorrufen.
Und doch dringen sie ins Bewusstsein: das Messer, der Schnitt, das Blut –
die Vorstellung des Unvorstellbaren.
Nach dem Attentat stürzten
die Mörder aus der Kirche und brüllten: «Allahu Akbar» – Allah ist
gross. Dann wurden sie von der Polizei erschossen.
Die
unvorstellbaren Leiden von Abbé Hamel fügen sich zu all den Leiden
hinzu, die durch Terrortaten im Namen Allahs heraufbeschworen wurden,
heraufbeschworen werden, in immer kürzeren Abständen, überall in unserer
heimischen europäischen Welt: in Ansbach mit 15 Verletzten, bei
Würzburg mit fünf Verletzten, in Nizza mit 84 Toten – dies nur die aktuelle Bilanz, die Bilanz weniger Wochen.
Die
Gewalt, die so unvorstellbares Leid über unschuldige Menschen bringt,
entspringt dem furchtbar fruchtbaren Schoss des islamischen Glaubens.
Sie entspricht den mittelalterlich-sadistischen Strafen seines
Rechtssystems: Auspeitschen, Steinigen, Händeabhacken, Köpfen, Hängen –
alles öffentlich, zum Schrecken wie zur Lust gaffender Gläubiger,
offiziell praktiziert von Staaten, die wir zu unseren hochgeschätzten
Handelspartnern zählen, allen voran der Ölmonarchie Saudi-Arabien.
Wie
reagieren Politik und Publizistik auf die Welle der religiös
begründeten Gewalt? Mit Entsetzen, Ratlosigkeit und Mitgefühl. Wie es
sich gehört.
Doch nahezu routinemässig bemitleiden
Meinungsgewaltige neben den Opfern des Terrors weitere Opfer und lassen
ihnen allergrösste Sympathie zuteilwerden: Muslimen, insbesondere
muslimischen Migranten.
Ihnen dürfe nicht mit «Generalverdacht»
begegnet werden, lautet die Sprachregelung, die nach jedem Attentat aufs
Neue ausgegeben, ja befohlen wird. Wer immer nach einer Terrorbluttat
skeptisch oder bange auf Einwanderermilieus blickt und dies vielleicht
noch offen eingesteht, dem hält man vor,
Islamophobie und Rassismus zu befördern – eine Diffamierung, systematisch betrieben von liberal bis links.
Das Leiden der Terroropfer wird verdrängt durch einfühlsam geschildertes Leiden der Migranten.
Im Zürcher «Tages-Anzeiger» war jüngst die Überschrift zu lesen: «Flüchtlinge
leiden darunter, das man ihnen Verbrechen zutraut.» Welch berührender
Hinweis! Er setzt jede Bürgerin, jeden Bürger, der im Bus, in der Bahn,
im Restaurant, auf der Strasse, im Flugzeug vorsichtig, vielleicht auch
misstrauisch fremde junge Menschen mustert, ins Unrecht: Hegt da jemand
nicht schon den verbotenen Generalverdacht?
Kaum eine Gelegenheit
wird ausgelassen, um Anklage gegen den Generalverdacht zu erheben. Das
Zweite Deutsche Fernsehen zeigte in seiner Hauptnachrichtensendung am
Freitag, wie man das macht: Es missbrauchte einen Beitrag über den
Besuch von Papst Franziskus im Vernichtungslager Auschwitz für den
Auftritt einer Migrantin, die beteuerte, nicht alle Migranten seien Verbrecher – als habe das jemand behauptet.
1,2
Millionen Juden wurden in Auschwitz ermordet. Der Papst betete in
stiller Einkehr. Er tat es in der Todeszelle des Franziskaner-paters
Maximilian Kolbe, der 1941 hingerichtet wurde.
Was hat die
Verletztheit einer Migrantin zu tun mit dem unermesslichen Leid, das die
Deutschen den Juden zufügten, dem mit nichts gleichzusetzenden
Menschheitsverbrechen?
Der Begriff des Generalverdachts ist eine
Schöpfung der Sprachpolizei aus Politik und Publizistik. In Wirklichkeit
gibt es diesen Verdacht gar nicht. Die Migranten leben unter uns, ohne
verdächtigt oder drangsaliert zu werden. Die Rechtsextremen, die allem
Fremden feindlich sind, finden bei der Bevölkerung kein Gehör.
Dennoch
nennt man Fremdenhass, was lediglich berechtigte Sorge ist: Dass zu
viele zu rasch Zugewanderte aus patriarchalischen und autoritären
Gesellschaften ihre Anpassung an die freiheitlich-demokratische
Zivilisation schwierig machen – und dass dies zu kulturellen Konflikten
führen kann.
In Deutschland erkühnte sich Sahra Wagenknecht, führende Politikerin der Partei Die Linke,
zu der Bemerkung: «Die Ereignisse der letzten Tage zeigen, dass die
Aufnahme und Integration einer Grosszahl von Flüchtlingen und
Zuwanderern mit erheblichen Problemen verbunden und schwieriger ist,
als Merkels leichtfertiges ‹Wir schaffen das› uns im letzten Herbst
einreden wollte.»
Diesen einfachen Befund durfte die
Bundestagsabgeordnete nicht äussern. Er wurde ihr von der eigenen Partei
als rechtspopulistisch vorgehalten – als Generalverdacht gegenüber
Migranten, dem sie das Wort rede. Sie musste ihrer Beschreibung der
Wirklichkeit abschwören, weil sie der verordneten liberalen und linken
Wahrnehmung widersprach.
Aus Verständnis für die Migranten ist
Vergötzung geworden. Wer wagt es schon, ein kritisches Wort über
Schutzsuchende fallen zu lassen? Allein das moralisch aufgeladene
Tabu-Wort «Schutzsuchende», unter das eilfertig sämtliche Migranten
subsumiert werden, verbietet jeden Einwand.
In der «Süddeutschen
Zeitung» fand die Schriftstellerin und Kolumnistin Carolin Emcke warme
Worte für das Leid der islamistischen Attentäter von Paris. Neben dem
Leid der Opfer verdienten sie ebenfalls Mitleid: Auch «das gescheiterte
Leben der Täter gilt es zu betrauern», denn «was wäre das für eine
Gesellschaft, die nicht auch trauert darüber, was für verlorene
Existenzen das waren».
Zum Leid des Priesters Jacques Hamel
gesellt sich das Leid der Täter, die ihn köpften. Und bei allem Mitleid
mit den Tätern darf auch das Leid der Migrantenszene nicht vergessen
werden, die sich beleidigt fühlt, wann immer jemand kritisch in ihre
Richtung schaut.
Wahrlich, viel Leid ist in der Welt!
blick.ch
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