„So einen Fall von häuslicher Gewalt habe ich in meiner Laufbahn noch nicht gesehen“, sagt Richter Andreas Pfisterer. Die Bilder in seiner Akte machen betroffen, wirken verstörend. Hämatome am ganzen Körper, dazu ein Veilchen. Mit unbändiger Gewalt muss der Täter auf die zierliche Frau aus Jordanien eingeschlagen haben. Mit mindestens zwei rustikalen Holzkleiderbügeln, einer zerbarst bei der Tat.
Vor Gericht steht am vergangenen Donnerstag der Ehemann der 30-Jährigen, ein 2001 aus dem Irak Geflüchteter. Am 2. August 2018 zwischen 16 und 23 Uhr soll der Familienvater von drei Kindern im Alter von zwei, fünf und sechs Jahren seine Ehefrau in einer Klinik im nördlichen Landkreis Garmisch-Partenkirchen nach einem Streit brutal geschlagen und schwer verletzt haben. „Gefährliche Körperverletzung“ lautet daher die Anklage vor dem Amtsgericht in Garmisch-Partenkirchen.Im Gerichtssaal schweigt die junge Frau beharrlich, blättert im Koran und weint immer wieder. Sie trägt ein Kopftuch und zeitweise auch eine Sonnenbrille. Die Frage des Richters, ob sie wenigstens die Ärztin von ihrer Schweigepflicht entbinden möchte, verneint sie. Auch die Zeugenprotokolle der Polizei sollen nicht vor Gericht verwendet werden.
Der Verdacht, dass die Frau von ihrem Ehemann zu dieser plötzlichen Kehrtwende gedrängt wurde, liegt nahe. Dazu passen auch die Anträge des Verteidigers, keinen der geladenen Zeugen zuzulassen. Die Strategie der Verteidigung, den Fall totzuschweigen, geht nicht auf.
Auf Antrag der Staatsanwältin werden die Polizeibeamten, die Ärztin und die Sozialpädagogin als Zeugen gehört. Die drei Polizisten dürfen zwar nichts über den Inhalt der Vernehmungsprotokolle aussagen, sie schildern jedoch, wie sie die Frau wahrgenommen haben, ob sie sich sprachlich gut verständigen konnte und ob sie sichtbare Verletzungen hatte. Das Veilchen zumindest war für niemanden zu übersehen.
Die Ärztin entscheidet sich schließlich doch zur Aussage und berichtet, was ihr die Frau erzählt hat. Von regelmäßigen Gewaltausbrüchen ihres Mannes, etwa einmal pro Monat, habe sie gesprochen. Auch, dass er die Kinder zur Bestrafung mit Eiswasser übergießt und sie in dunkle Räume sperrt.Das bestätigt auch die Sozialpädagogin, die in ihrer Tätigkeit keiner Schweigepflicht unterliegt. Sie habe die Geschädigte am Donnerstag, den 2. August 2018, noch unversehrt angetroffen. Am darauffolgenden Tag wies sie die Verletzungen auf. Sie habe sich noch gewundert, dass niemand von dem Streit und den Schlägen Kenntnis genommen hat. „Die Zimmer sind sehr hellhörig.“ Die junge Mutter habe im Laufe der Zeit gelernt nicht zu schreien, um ihre Kinder nicht zu beunruhigen.
https://www.merkur.de/lokales/garmisch-partenkirchen/murnau-ort29105/in-klinik-ehefrau-brutal-mit-kleiderbuegel-gezuechtigt-13027793.html
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