Peymann inszeniert Uraufführung am BE
Den einen Preis sollte er nicht, den anderen wollte er nicht bekommen: Nach dem Düsseldorfer Eklat hat der österreichische Schriftsteller Peter Handke (Foto) - wie berichtet - auch den alternativen Heine-Preis abgelehnt. Claus Peymann nahm das zum Anlaß, um auf der Spielplanpressekonferenz des Berliner Ensembles (BE) zur Uraufführung des neuen Handke-Stückes überzuleiten: Peymann selbst inszeniert "Spuren der Verirrten" im Februar, um gegen "das um sich greifende Theater der Verblödung" anzukämpfen. Dem gegenüber steht das "Theater der Aufklärung", dessen erster Bannerträger natürlich Claus Peymann ist. Das neue Stück von Handke zeigt "die fahnenschwenkenden, brüllenden Massen in einer völlig anderen Situation, die mit Bier und Fußball nun gar nichts mehr zu tun hat, nämlich auf einer großen Flucht in einer immer bedrohlicher werdenden Welt", kündigte Peymann gestern an.
Zur Aufklärung gehört aus seiner Sicht neben Handke und dem großen Brecht-Festival (12.8. bis 3.9.) zum 50. Todestag des Dramatikers auch seine Neuinszenierung von Schillers "Jungfrau von Orléans" (Premiere am 15. September), Peter Steins Wallenstein-Trilogie (Mai 2007) in der ehemaligen Kindl-Brauerei in Neukölln, Robert Wilsons "Dreigroschenoper" im September 2007 und ein neues Stück des 92jährigen George Tabori.
Das Berliner Ensemble bezeichnete Peymann als "vielleicht letzte deutschsprachige Bühne, die sich zu ihrer politischen Haltung bekennt". Das Publikum gebe ihm recht "und die Kasse stimmt auch". In dieser Spielzeit (86,5 Prozent Auslastung / 204 500 Besucher) habe das BE Einnahmen in Höhe von 3,2 Millionen Euro erzielt, was einem Kostendeckungsgrad von 22 Prozent entspräche. Lediglich das Thalia Theater in Hamburg stünde bundesweit besser da. Dagegen käme das Deutsche Theater in Berlin lediglich auf 13, die Volksbühne auf 14 Prozent. skin
Aus der Berliner Morgenpost vom 27. Juni 2006
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