"WM wird zu politischer Veranstaltung missbraucht"
Der Zentralrat der Juden hat den WM-Besuch des iranischen Vizepräsidenten Mohammed Aliabadi scharf kritisiert. Seine Teilnahme an der Eröffnungsfeier in München sei "eine Provokation und ein Offenbarungseid der deutschen Politik vor dem Mullah-Regime in Teheran", sagte der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan J. Kramer.
Es sei unerträglich, dass der Stellvertreter des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, "einem weithin bekannten Holocaustleugner, der die Auslöschung des Staates Israel gefordert hat", neben Bundespräsident Horst Köhler und Kanzlerin Angela Merkel im Stadion sitze. "Durch die Teilnahme des Vizepräsidenten wird das Sportereignis zu einer politischen Veranstaltung missbraucht."
Bundesregierung: Aliabadi kommt als Sportbeauftragter
Die Bundesregierung erklärte dazu, Aliabadi werde bei seinem Besuch nicht als offizieller Repräsentant seines Landes behandelt. Aliabadi sei weder von der Bundesregierung noch von der Fifa eingeladen worden, sondern komme in seiner "Funktion als Sportbeauftragter" nach Deutschland, sagte Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin.
Aliabadi bekomme auch nicht die protokollarische Begleitung wie andere Staatsgäste. Steg äußerte die Erwartung, dass sich der Vizepräsident nicht zu politischen Themen äußern werde. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes musste Aliabadi einen Visumsantrag stellen, der positiv beschieden wurde.
Friedman will Ahmadinedschad anzeigen
Noch ist unklar, ob Ahmadinedschad selbst zur WM nach Deutschland kommt. Medienberichten zufolge hat er einen Besuch in Aussicht gestellt, falls die iranische Mannschaft die Vorrunde übersteht. In diesem Fall will der frühere Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, juristisch gegen ihn vorgehen. "Sobald Ahmadinedschad deutschen Boden betritt, werde ich ihn wegen Volksverhetzung, Aufruf zum Völkermord und Leugnung des Holocausts anzeigen", sagte Friedman der "Bild"-Zeitung.
Fromm: Ahmadinedschad-Besuch wäre "Herausforderung"
Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, warnte im "Tagesspiegel", ein WM-Besuch Ahmadinedschads wäre für die deutschen Sicherheitsbehörden eine "zusätzliche Herausforderung". Rechtsextremisten würden dann versuchen, "mit provokativen Aktionen" Aufmerksamkeit zu erzielen. In der Folge "wäre mit Aktionen militanter Linksextremisten gegen rechtsextremistische Demonstrationen zu rechnen".
Ahmadinedschad hatte mit anti-israelischen Äußerungen weltweit Empörung ausgelöst. Unter anderem leugnete er wiederholt den Holocaust und forderte, Israel von der Landkarte zu tilgen.
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