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Joachim Rohloff
Deutsch denken
Die Friedensmission des Jürgen Todenhöfer
Manchmal hat sogar Jürgen Todenhöfer, der auf seine alten Tage noch einmal in den Krieg zieht gegen den Krieg, eine gute Idee. Neulich stellte er sich den Berliner Polizeipräsidenten vor, wie er "auf der Suche nach einem furchtbaren Terroristen, der sich nach einem verheerenden Anschlag auf ein bewohntes Hochhaus bei befreundeten Drogenhändlern in Kreuzberg versteckt hielte, Kreuzberg bombardieren ließe und dabei Hunderte unschuldiger Zivilpersonen, darunter zahlreiche Kinder, töten würde, den Terroristen entkommen ließe und trotzdem der Öffentlichkeit stolz verkünden würde, das Ganze sei ein großer Erfolg, denn immerhin seien die Drogendealer bei der Bombardierung weitgehend ausgeschaltet worden".
Eine charmante Idee. Leider ist sie nicht zu verwirklichen. Denn erstens verfügt die Polizei über keine Bombengeschwader, und zweitens wohnen die Drogenhändler nicht in Kreuzberg, sondern in Zehlendorf. In Kreuzberg wohnt die Presse.
Ich schlage deshalb vor, die Bundeswehr bombardiere die Umgebung des ehemaligen Checkpoint Charly und töte einige Hundert schuldiger Zivilisten. In diesem Fall würde ich mich bereit erklären, für den Anlaß zu sorgen, einen weißen Turban aufzusetzen und mir einen Bart wachsen zu lassen. Und wenn das Rudi-Dutschke-Haus in Flammen stünde und die Sprengkörper senkrecht durchs Axel-Springer-Haus führen, ritte ich auf einem Esel über die Oberbaumbrücke und dächte an die Brandstwiete und an Offenburg.
Aber Todenhöfer hat es natürlich nicht böse gemeint. Er wollte bloß sagen, so wie jener Polizeichef hätten die Amerikaner sich in Afghanistan aufgeführt. Und Ähnliches planten sie nun im Irak. Einst operierte er am rechten Rand der CDU, unterstützte den antiimperialistischen Widerstand der afghanischen Mujahedin gegen die Rote Armee und verlangte nach einer europäischen Atomwaffe, über deren Einsatz auch die Deutschen zu entscheiden hätten. Heute ist er der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Hubert-Burda-Doofenpresse-AG, und noch immer gilt sein Leitspruch: "Ich denke deutsch."
Wer in diesen Tagen deutsch denkt, kommt alsbald darauf, daß George Bush einen rechtswidrigen Krieg plant, in dem es nicht um die Demokratie gehen wird, sondern ums Öl. Todenhöfer reiste zweimal in den Irak und sah keine chemischen Waffen und keine islamistischen Terroristen, sondern eine leidende Bevölkerung. Als er nach Deutschland zurückkehrte, sah er, daß aus der "uneingeschränkten Solidarität" mit den USA in seiner Abwesenheit eine "uneingeschränkte Unterwürfigkeit" geworden war.
Aber damit ist es ja bekanntlich vorbei, alle gutwilligen Deutschen teilen inzwischen seine Meinung. Außer seiner eigenen Partei. Wird er nun der DKP beitreten?
konkret,3,03
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