Hannover (idea) – Als erste Kirche in Deutschland hat die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) Verständnis für das Schweizer Nein zum Bau von Minaretten geäußert. Bei einem Volksentscheid hatten am 29. November 57,5 Prozent der Teilnehmer für ein Bauverbot gestimmt.
Das Ergebnis war in Deutschland in Politik und Kirchen weithin auf Kritik gestoßen. Die Präses der EKD-Synode, die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grüne) äußerte sich „erschüttert“. Das Signal, das von der Mehrheit der Schweizer ausgehe, sei: „Muslime sind nicht willkommen in der Schweiz.“ Der Ökumenereferent der SELK, Propst Gert Kelter (Görlitz), kommentiert im Informationsdienst der Kirche den Ausgang des Volksentscheids und die Reaktionen darauf. Er nennt es bedauerlich, wenn „auch noch von Seiten der Kirchen nichts weiter zu hören ist als politisch korrektes, mehrheitsfähiges Empörungsgehabe und der Hinweis auf eine gewisse ‚Angst’.“ Laut Kelter ist Angst zwar nie eine gute Beraterin bei nüchtern zu fällenden Entscheidungen: „Unbegründet ist sie im vorliegenden Fall aber wohl nicht.“ Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan habe Minarette vor einigen Jahren als „Bajonette des islamischen Glaubens“ bezeichnet.
Laut Kelter ist der fünfmal täglich erschallende Muezzinruf „kein Ruf zum Gebet, sondern ein Ausruf des islamischen Absolutheitsanspruches“. Eine Kirchenglocke rufe „dagegen tatsächlich ‚nur’ zum Gebet“. Dem Muezzinruf entspräche es, wenn ein christlicher Küster siebenmal täglich vom Kirchturm lauthals das Athanasianische Glaubensbekenntnis singen würde. Es lautet: „Wer da will selig werden, der muss vor allen Dingen den rechten katholischen Glauben haben. Wer denselben nicht ganz und rein hält, der wird ohne Zweifel ewiglich verloren sein ...“ Kelter: „Dieses deutsche oder europäische Gericht möchte ich sehen, dass dann auf Religionsfreiheit plädiert, wenn sich Moslems oder Atheisten dadurch bedrängt und belästigt fühlen.“ Wie der Ökumenereferent weiter schreibt, ist die islamische Gemeinschaft (umma) zum sogenannten Heiligen Krieg verpflichtet, der mit unterschiedlichen – auch friedlichen – Mitteln geführt werde. Ziel sei es, „das Gebiet des Krieges nach und nach dem Gebiet des Islam einzuverleiben“. Islamtheologisch gesehen seien die Minarette „Grenzpfähle der islamischen umma, die auf nichtislamischem ‚Kriegsgebiet’ gesetzt werden“.
Bereits im Dezember hatte die Internationale Konferenz Bekennender Gemeinschaften (IKBG) mit Verständnis und Zustimmung auf das Schweizer Nein zum Minarettbau reagiert. Das Votum sei kein Zeichen religiöser Intoleranz, „als das es vielfach von Politikern, Kirchenleuten und Journalisten diffamiert wurde“. Die Entscheidung sei vielmehr „ein Nein zum Machtanspruch des Islam und zur Überfremdung der christlich-abendländischen Kultur“, heißt es in einer Stellungnahme des theologisch konservativen Zusammenschlusses in Europa und Südafrika. Präsident der IKBG ist Pastor Ulrich Rüß (Hamburg).
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