Am Sonntag, den 12. Mai, hat Papst Franziskus die ersten Heiligsprechungen
seines Pontifikates vorgenommen. Unter den neuen Heiligen, die noch von Papst
Benedikt XVI. in seinem letzten Konsistorium am vergangenen 11. Februar -
unmittelbar vor Bekanngabe seines historischen Rücktritts - ausgerufen wurden,
sind auch der selige Antonio Primaldo und seine Gefährten. Es handelt sich um
eine Gruppe von Laienchristen, die der unbeschreiblichen Gewalt ottomanischer
Eroberer ihren Glauben und Mut entgegengesetzt und sich einer zwangsweisen
Konversion zum Islam verweigert hatten. Alle 800 Gefährten haben diese Weigerung
mit dem Leben bezahlt; sie sind als die „Märtyrer von Otranto" in die Geschichte
eingegangen. Donald Prudlo ist Professor für mittelalterliche Geschichte an der
Jacksonville State University im US-Bundesstaat Alabama. Er erzählte uns die
dramatische Geschichte der Märtyrer:
„Mehmed II. war einer der
mächtigsten und erfolgreichsten Herrscher in der ottomanisch türkischen
Geschichte. Er hat im Jahr 1453 die als unbezwingbar geltende Stadt
Konstantinopel eingenommen, und er hat die Balkanregion befriedet. In den 1470er
Jahren bereitete Mehmed „der Eroberer“ einen tödlichen Schlag gegen Europa vor.
Seine Flotte kam über das Mittelmeer, ohne auf Widerstand zu treffen. Nachdem er
das „Neue Rom" eingenommen hatte, richtete er nun seine Aufmerksamkeit auf das
„Alte Rom". Um die Widerstandsfähigkeit des christlichen Europas zu testen,
sandte er 1480 eine Vorhut, deren Ziel die kleine, am Meer gelegene Stadt
Otranto in Süditalien war. Während dieser Expedition wurden tausende von
Menschen mit der Absicht abgeschlachtet, den Einwohnern der Halbinsel Terror
einzuflößen. Nachdem die Stadt gefallen war, wurden ihre zivilen und religiösen
Führer entweder enthauptet oder in Stücke gerissen.“
Achthundert
Männern der Stadt wurde die Wahl gelassen, entweder zum Islam zu konvertieren
oder getötet zu werden. Sie widersetzten sich einer zwangsweisen Konversion.
Unter Führung des Schneiders Antonio Primaldi, der als Sprecher der Gruppe
auftrat, wurden sie einer nach dem anderen auf einem Hügel nahe der Stadt
geköpft, während ihre Familien zusehen mussten.
„Die Bedeutung ihres
Opfers war klar. Antonio und seine Mitbürger haben letztlich Europa gerettet -
ihr mutiges Handeln gab der Christenheit einerseits die Zeit, sich wieder
zusammenzuschließen, und andererseits, die Dimension der Bedrohung zu
realisieren. Mehmed II. starb im folgenden Jahr im Alter von nur 49 Jahren, was
die Exansionspläne der Ottomanen zunichte machte. [...] Die Märtyrer von Otranto
sind ein außergewöhnliches Zeugnis von Treue zu Christus, selbst inmitten
schrecklicher Leiden. Einfache Laienchristen, bezwungen, führerlos, doch durch
ihr Glaubenszeugnis gebunden auch in einer ihnen feindlichen
Welt.“
radiovaticana
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