Im Schatten der Kirche St. Dionysios ist die Gaststätte Schmitz seit über einem Jahrhundert Treffpunkt des Mündelheimer Vereinslebens. Doch in der vergangenen Woche wähnten sich die Gäste in einer Rocker-Razzia, als gegen 22 Uhr eine zwölfköpfige uniformierte Truppe des Ordnungsamtes die Kneipe stürmte. Die Kontrolle des Nichtraucherschutzes war der eigentlich harmlose Anlass – der Ärger über den Auftritt ist bis heute nicht verraucht.
„Extrem geschäftsschädigend“, nennt Wirtin Daniela Simon die Aktion, die sie für völlig überzogen hält: „Wir sind doch nicht der Treffpunkt der Hells Angels.“ Der martialische Auftritt habe verstörend auf die Kundschaft gewirkt. „Die Gäste haben danach gezahlt und sind gegangen.“Verhältnismäßigkeit wahrenDer Einsatz sei Dorfgespräch, sagt Bezirksbürgermeister Dietmar Eliaß, selbst Mündelheimer. „Dabei wird aus dem Dutzend Kontrolleure schon mal eine Polizeihundertschaft.“ Er habe beim Ordnungsamt protestiert, sagt er. „Es gibt hier genug Brennpunkte. Wenn wir darauf hinweisen, hören wir immer, es gebe kein Personal. Und dann kommen gleich zwölf Mann, um Raucher zu kontrollieren.“Eine Stadtsprecherin bestätigt den Vorfall, rechtfertigt aber das große Aufgebot. „Wir müssen auch größere Gaststätten und Spielhallen kontrollieren, da sind dann schon mal so viele Mitarbeiter im Einsatz, weil auch Ein- und Ausgänge kontrolliert werden müssen.“ Das sei am besagten Dienstag der Fall gewesen, außerdem seien vier Praktikanten dabei gewesen.Für die Gaststätte Schmitz war’s nun schon der zweite Besuch binnen zwei Wochen. „Beim ersten Mal kamen zwei Mann, zwei Gäste haben da drinnen geraucht und mussten 35 Euro Strafe zahlen“, sagt Daniela Simon. Der Wirtin wird ihr „Knöllchen“ schriftlich zugestellt. „Völlig in Ordnung“ sei es, dass die Einhaltung des Nichtraucherschutzes überwacht wird, findet die 41-Jährige, „aber man sollte den Kneipen, die es ohnehin nicht leicht haben, nicht durch solche Aktionen unnötig schwer machen.“
derwesten
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