Sunday, May 11, 2014

Wulff soll auf Katar-WM gedrängt haben - FIFA sagt Reise ab

Die WM-Vergabe an Katar wird erneut kritisch unter die Lupe genommen. Das Emirat ist offenbar massiv vom damaligen deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff unterstützt worden. Wulff wird im Hinblick auf die Stimmabgabe der Einflussnahme bezichtigt. Indes sagte die FIFA eine Reise nach Katar wegen der Missstände auf den Baustellen ab. Der frühere niedersächsische Ministerpräsident wird vom Schweizer Europarat Andreas Gross belastet, in den obersten FIFA-Etagen Unterstützung für Katar erbeten zu haben. Gross berichtete gegenüber der Welt am Sonntag von einem Gespräch mit Sepp Blatter aus dem Juli 2013, in dem der Verbandpräsident die versuchte Einflussnahme ansprach. "Damals hat mir Herr Blatter berichtet, dass vor der Vergabe der WM 2022 im Dezember 2010 Bundespräsident Wulff Kontakt zu mit ihm gesucht habe", so Gross. Wulff habe den FIFA-Präsidenten "mit dem Hinweis auf enorme Aufträge für deutsche Unternehmen im Emirat gebeten, für Katar zu stimmen". Blatter habe "sich jedoch nicht darauf eingelassen. Er hat seine Stimme nicht Katar gegeben, sondern den USA." Auch an Theo Zwanziger habe sich Wulff damals gewendet, wie dieser dem Blatt auf Nachfrage bestätigte: "Der Bundespräsident hat sich damals bei mir nach der bevorstehenden WM-Vergabe erkundigt und in diesem Zusammenhang nach den Chancen für Katar gefragt." "Ich habe damals keine Chance für Katar gesehen und dies dem Bundespräsidenten so auch vermittelt", so der frühere DFB-Präsident über die Unterredung mit Wulff, der wenig später wegen der Affäre um seinen Hauskredit belastet und schließlich zu Fall gebracht wurde. Die Vorwürfe im Zusammenhang mit der WM-Vergabe existierten schon länger. Allerdings ist unklar, welchen Effekt das Werben des deutschen Staatsoberhaupts hatte. In jedem Fall erhielt das Emirat am 2. Dezember 2010 in Zürich den Zuschlag für die Austragung des Turniers. Seitdem gab es wiederholt Verwerfungen und Missstände - wie nun auch wieder. Die FIFA hat eine für die nächste Woche anberaumte Reise nach Katar kurzerhand abgesagt. Ein nun vorgelegter Untersuchungsbericht der Rechtsanwaltskanzlei DLA Piper deckt erneut die Missstände vor Ort auf dem Baustellen auf und prangert das im Emirat praktizierte Kafala-System, den sklavenartigen Umgang mit ausländischen Arbeitern, an. Der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte Exekutivmitglied Zwanziger in diesem Zusammenhang: "Jetzt muss Katar als Auftraggeber den Bericht erst einmal veröffentlichen und kommentieren. Vorher macht ein Besuch der FIFA in dem Land keinen Sinn."
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