Heißt es denn nicht, dass der Islam eine friedliebende Religion sei, der Koran keine Gewalt verherrlicht?
Aslan: Ich verstehe Leute nicht, die die Position vertreten, die Gewalttaten hätten nichts mit dem Islam zu tun. Sie haben sehr wohl etwas mit dem Mainstream-Islam zu tun! In den Vorschriften der vier prägenden Rechtsschulen, von den Sunniten bis zu den Schiiten, heißt es, man muss jene töten, die Gott und seinen Gesandten beleidigen. In Saudi-Arabien gibt es jede Woche auf ordentlicher Rechtsgrundlage Auspeitschungen und Enthauptungen, und es hat sie immer gegeben. Es gehört nur zur Doppelmoral westlicher Politiker, auch Angela Merkel, solche Zustände etwa in Syrien oder im Irak anzuprangern, nicht aber in Riad. Man macht sogar noch Geschäfte mit Saudi-Arabien. Mit diesem Widerspruch kann ich kaum leben.
Gibt es andere, konkrete Beispiele?
Aslan: Die Tötung von Homosexuellen wird in jedem Rechtsgrundwerk des Islams gefordert. Es heißt, man solle sie von einem Berg stoßen oder von einer Wand begraben lassen. Wenn in diesen Tagen Homosexuelle von Hochhäusern in Syrien geschmissen werden, dann werden dort genau diese tradierten Rechtsvorschriften in die Praxis umgesetzt. Der IS könnte seine Geiseln mit den modernen Maschinengewehren erschießen, die er hat - stattdessen kommt es zu Enthauptungen mit dem Messer. Warum? Weil auch die IS-Männer glauben, eine alte Tradition des islamischen Rechts wiederzubeleben.
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