Die Welt hat das Schicksal des Nahen Ostens in die Hände des Regimes
in Teheran gelegt, das nicht vertrauenswürdig ist. Die meisten
israelischen Kommentatoren sind dieser Meinung und entsetzt über das
Abkommen, das die sechs Weltmächte mit Teheran geschlossen haben. Die
Vereinbarung halte den Iran nicht davon ab, zur Atommacht zu werden, und
taste dessen nukleare Infrastruktur nicht an. Während US-Präsident
Barack Obama den größten außenpolitischen Erfolg seiner Amtszeit feiert,
wird in Israel wieder über einen möglichen Militärschlag gegen den Iran
gesprochen.
„Israel sollte die nötigen Vorkehrungen treffen, falls der Iran das
Abkommen verletzt“, schreibt der Kolumnist Ron Ben-Yishai im
Nachrichtenportal ynetnews. Aus israelischer Sicht habe das
Abkommen die militärische Option wieder auf den Tisch gebracht: „Die
israelische Regierung wird sich entscheiden müssen, ob sie den Iran
angreifen will oder nicht, falls die Ayatollahs sich für den Bau einer
Atombombe entscheiden.“ Nach Einschätzung von Experten benötige der Iran
derzeit etwa ein Jahr, um eine Nuklearwaffe zu bauen und sie einsetzen
zu können. Sollte der Iran jedoch das Abkommen verletzten und heimlich
weiter Uran anreichern, könnte dem Regime die Bombe viel schneller zur
Verfügung stehen. Die Rede ist von wenigen Wochen.
In Teheran jubelten die Menschen und feierten das bevorstehende Ende der
Sanktionen mit Autokorsos. In Jerusalem unterstrich Regierungschef
Benjamin Netanjahu nochmals, die Welt sei durch das Abkommen unsicherer
geworden, die internationale Gemeinschaft begehe einen Fehler von
historischem Ausmaß. Widerspruch gab es aus Deutschland: Außenminister
Frank-Walter Steinmeier wies die Kritik aus Israel zurück. Mit der
Vereinbarung werde ein iranischer Griff nach der Atombombe auf absehbare
Zeit verlässlich und nachprüfbar ausgeschlossen. „Deshalb kann ich auch
mit voller Überzeugung sagen: Das ist eine Vereinbarung, die der Welt,
der Region und gerade den Nachbarn Irans ein Mehr an Sicherheit bringt",
betonte Steinmeier.
In deutschen Medien wird das Abkommen fast durchweg als historischer
Durchbruch gefeiert. Netanjahu wird vorgeworfen, er schüre die Angst vor
dem Iran aus innenpolitischen Gründen, weil ihm diese schon drei
Wahlsiege beschert habe. Zudem wird auf die inhaltlichen Erfolge der
Vereinbarung mit Teheran verwiesen: Die Zahl der Zentrifugen wird um
zwei Drittel reduziert, die Inspektoren der Internationalen
Atomenergiebehörde haben Zugang zu allen Stätten, das UN-Waffenembargo
bleibt weitere fünf Jahre in Kraft. Im Gegenzug werden schrittweise die
Sanktionen aufgehoben, können aber bei Verstößen gegen das Abkommen
jederzeit wieder wirksam werden.
israelheute
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