Thursday, December 10, 2015

Aufstieg des Front National: Krise der Demokratie ?

Der lang andauernde Niedergang von Frankreichs politischer Klasse und ihre Abwendung von der Wählerschaft haben den Boden fruchtbar gemacht, auf dem nun der Front National gedeiht. Wie in anderen westlichen Demokratien auch wirkt die politische Elite Frankreichs abgehoben, distanziert und ohne echte Verbindung zum Volk. Die Republikaner und die Sozialistische Partei haben bereits vor langer Zeit aufgehört, für große Teile der Gesellschaft zu sprechen. Vielmehr sprechen sie die Sprache der Elite, der Technokratie, der Wirtschaft und des Sozialmanagements. Sie haben aufgehört, für Unterstützung und Legitimität in breiten Bevölkerungsschichten zu werben; stattdessen suchen sie Zuflucht in den Institutionen der Europäischen Union.
Auch die wirtschaftliche Lage Frankreichs hilft den beiden großen Parteien nicht gerade. Die Wirtschaftskrise spitzt sich immer weiter zu, mit einer Arbeitslosigkeit, die erstmals über dem Durchschnitt der Eurozone liegt. Dabei haben die wirtschaftlichen Schwierigkeiten die ohnehin vorhandene soziale Spaltung Frankreichs zwischen der regierenden und der regierten Klasse noch vergrößert. Gerade diese Spaltung bildet den Nährboden für den Aufstieg des Front National – einer Partei, die denjenigen zuhört, die von der politischen Elite ignoriert werden. Nicht umsonst hat sich Marine Le Pen selbst aufgemacht, um die nördliche Region Nord-Pas-De-Calais-Picardies zu gewinnen. Dies ist eine wirtschaftlich schwache Region, in der überwiegend Arbeiter, kleine Landwirte und einfache Angestellte leben. „Das Frankreich der Vergessenen“, wie es Le Pen bezeichnet.
Sie schafft es offenbar erfolgreich, die Stimmungen dieser Menschen einzufangen und zu bündeln. Während Hollande und Sarkozy wie andere westliche Politiker nicht fähig sind, die grundlegenden Werte ihrer Gesellschaft geltend zu machen und zu verteidigen, erscheint der Front National als Leuchtfeuer politischer Prinzipien. Da gibt es keinen Fachjargon und keine Zurückhaltung. Le Pen spricht von „Nation“, „Souveränität“, davon, Frankreich wieder „Stolz auf seine Gründungswerte“ zu machen. Sie spricht auch davon, was „echt Französisch“ ist. Nach den Pariser Anschlägen, als Hollande und Sarkozy beschwichtigten, schwach wirkten und sich vor mobhaften Erhebungen des Demos fürchteten, erschien Le Pen stark. Sie war scheinbar bereit, eine französische nationale Identität durchzusetzen und zu sagen, wofür Frankreich stehe. Wie es ein ehemals sozialistischer Front National-Unterstützer ausdrückt: „Marine Le Pen ist die einzige, die heute noch die Republik verteidigt“.
 Weiterlesen bei novo-argumente...

No comments: