Ich weiß nicht, ob jemand den Skandal von Rotherham verfolgt. Diese
unglaubliche Geschichte aus dem Norden Englands ist wieder in die Medien
gekommen, weil eine der als Mädchen missbrauchten Frauen ein Buch über
ihr Leiden geschrieben hat. Die Prozesse laufen schon länger, unendlich
zäh, und sie werden sich noch Jahrelang hinziehen. Wer meint Michel
Houellebecq habe in seinem Roman „Unterwerfung“ eine böse Zukunftssatire
geschrieben, sollte nach Rotherham schauen, wo Houellebecqs Antiutopie
längst Wirklichkeit geworden ist.
Um es kurz zu machen: In der nordenglischen Stadt wurden
eineinhalbtausend minderjährige Mädchen zehneinhalb Jahre lang von einer
Bande pakistanischer Männer missbraucht und sexuell verhökert und
niemanden juckte das. Polizei, Schulen, Sozialbehörden waren informiert,
taten aber nichts.
Nun ja: Man könnte von einem besonders abscheulichen Fall von Verbrechen
und Behördenversagen sprechen. Aber es steckt mehr dahinter. Da die
Verbrecher Pakistanis waren, die missbrauchten Mädchen aber
Biobritinnen, spielte eine ganz fatale Geisteshaltung den Tätern in die
Hände: die Angst der Behörden, den Rassenfrieden zu stören und selber
als rassistisch oder islamfeindlich zu dazustehen.
Es konnte nicht sein, was nicht sein durfte. Den moslemischen Pakistanis
wollte man nicht auf die lieben Füße treten. Die weißen Mädchen aus
armen Verhältnissen waren es nicht wert, für sie in ein Wespennest zu
stechen. In allen Behörden, die den Mädchen hätten helfen können und
müssen, war eine Eiterbeule der political correctness, der ideologischen
Verblendung und der Feigheit gewuchert und gewuchert, die den
missbrauchten Mädchen zum Verhängnis wurde.
Houellebecq schreibt von Unterwerfung. In Rotherham hat man sich in
vorauseilender Unmenschlichkeit einer politischen Korrektheit
unterworfen, die inzwischen mehr Schaden anrichtet als sie Nutzen
bringt. Dass bei Houellebecq und in Rotherham Frauen oder Mädchen die
Opfer sind, soll nicht unerwähnt bleiben.
achgut.com / Rainer Bonhorst
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