Saturday, July 26, 2014

Islamische Verbände protestieren schnell, wenn sie sich in Deutschland zurückgesetzt fühlen. Doch wo bleiben ihre Proteste gegen antisemitische Exzesse – wenn der Islam doch "Teil Deutschlands" ist?

Ein Bundespräsident, der nicht mehr im Amt ist, sagte einmal, der Islam sei ein Teil Deutschlands. Das hat ihm harsche Kritik eingebracht, aber auch den Applaus vieler Muslime in der Bundesrepublik. Dass sie hier lebten, so argumentierten sie und andere damals, sei mehr als nur eine neutrale Tatsache, sondern aktuelle Grundlage eines kulturellen und moralischen Austausches, der die drei Buchreligionen seit Jahrhunderten verbinde. Wer das behauptet, hat aber nur dann recht, wenn er selbst diesen Austausch fortsetzt. Darum müssten die Muslime, die einmal Christian Wulff applaudiert haben, sich nun ausdrücklich gegen die antisemitischen Exzesse auf Anti-Israel-Demonstrationen stellen. Dort geht es nicht darum, ob die Ablehnung der israelischen Politik erlaubt ist. Es geht um die Frage, ob im Zuge einer politischen Auseinandersetzung Religionen und ihre Anhänger dämonisiert werden dürfen. Dagegen kämpfen muslimische Verbandsvertreter jeden Tag lauthals, wenn es um den Islam geht. Zu Recht. Doch nun, wo es um die Juden geht, sind sie viel zurückhaltender, fast stumm.
 welt

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