Sunday, February 08, 2015

Seltsame Allianzen

Der Anti-Islamismus respektive Pro-Islam-Islamismus geht alle etwas an. Auch die Juden in Deutschland und deren offizielle Vertretung, den Zentralrat. Wer meint, es hier mit Islamkritik zu tun zu bekommen, irrt. Im Gegenteil. Appeasement ist die Strategie der Stunde. Und schon steht man vor einem Phänomen, das weltweit einzigartig ist: Während in Frankreich fanatisierte Banden im Namen Allahs Andersgläubige jagen, Straßen und ganze Viertel Straßen terrorisieren und Tausende französischer Juden an Auswanderung denken, richtete der neu gewählte Präsident des Zentralrats, Dr. Josef Schuster, seinen ersten Appell an seine Kollegen in den muslimischen Verbänden. Wie seine Vorgänger setzt Schuster damit die vom Zentralrat seit Jahren verfolgte Strategie fort, die in Deutschland lebenden Muslime zu hofieren.
Was auf den ersten Blick als honorige Verbrüderung zweier bedrängter Minderheiten erscheinen mag, wirkt bei näherem Besehen als Farce.
Zum einen sind die Muslime längst keine Minderheit mehr und bedürfen wohl kaum der Fürsprache ausgerechnet jüdischer Verbandsvertreter. Ein Jude, der heute an die Muslime appelliert “Wir sitzen doch alle im gleichen Boot”, offenbart nur sein Wunschdenken. Immerhin fallen Juden gerade weltweit in Ungnade. 
Im Gegensatz zu Juden können Muslime heute in größeren Dimensionen denken. 1,5 Milliarden Glaubensbrüder in aller Welt verbürgen sich dafür.
Der jüdisch-muslimische Dialog, so es ihn denn gibt, mag einen kleinen Saal füllen, eine eigene Gefolgschaft kann er nicht ersetzen. Und genau hier liegt die Crux. Heute sind die Juden so out wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
Im Zeitalter der Likes, der sozialen Netzwerke und Fangemeinden erweisen sich jüdische Interessen mitsamt ihren Vertretern als hoffnungslos unpopulär. So prominent ein jüdischer Promi sich auch wähnen mag, sobald er sich auf das Parkett der wirklichen Welt begibt, fernab der politischen Wohlfühlrituale, wird er knallhart mit der Tatsache konfrontiert, daß sich kaum noch jemand für seine Belange und Empfindlichkeiten interessiert. Vorbei die Zeiten der Israelbegeisterung, als die Deutschen von ihren Juden - den Kishons, Ofarims, Gellers oder Copperfields - nicht genug kriegen konnten.
Die Annahme, Deutschland drehe sich um seine jüdischen Mitbürger, ist eine Illusion, entstanden bei Neujahrsempfängen und in den Vorzimmern des Kanzleramt und der Staatskanzleien, die noch bis vor kurzem auf jede Stellungnahme, Mahnung und Drohgebärde zuverläßig und in bewährter Manier antworteten.
Doch die Stimmung ist umgeschlagen. Zwar kann das Wort Israel noch Reaktionen auslösen. Der Haken dabei: sie sind leider negativ. Anders die Muslime. Mag ihr Interesse am deutschen Wesen noch so schmalbrüstig sein, der öffentlichen Aufmerksamkeit tut dies keinen Abbruch. Wer könnte es den jüdischen Offiziellen verdenken, sich mittels strategischer Partnerschaften ihren Anteil am orientalischen Zuckerwerk zu sichern?
Doch selbst das kann den Abwärtstrend nicht aufhalten. Die Folgen sind desaströs. Die als Großveranstaltung geplante wochenlang von Politik und Prominenz beworbene Anti-Antisemitismus-Großdemo in Berlin sollte als Sternmarsch für die deutsche Solidarität mit seinen Juden in Erinnerung bleiben. Doch statt Hunderter Busse aus ganz Deutschland kamen nur wenige Tausend Menschen zum Brandenburger Tor, meist ältere Semester aus den Gemeinden. Ein Flop mit historischen Ausmaßen vor der nahezu vollzählig versammelten politischen Prominenz. Dieser rasante Verlust der Akzeptanz ist, so ungern dies gehört wird, auch selbstverursacht. Die Juden haben mit dazu beigetragen, sich aus dem Sattel zu heben.
Die schöngeredete Allianz mit den Muslimen hält keiner Belastungsprobe stand. Der umworbene Partner distanziert sich, wenn überhaupt, nur halbherzig von den Allmachtsphantasien seiner radikaleren Mitbrüder. Die unterstellte kulturelle Nähe zwischen Juden und Muslimen läßt schwere Lücken im Geschichtswissen vermuten.
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