Am Freitag, 3.
Juli, hatte um 21.30 Uhr beim Festival von Aix-en-Provence, dem
wichtigsten Opernfest Frankreichs, Martin Kušejs Inszenierung von
Mozarts "Entführung aus dem Serail" Premiere. Drei Stunden vorher
verschickte freilich die Pressestelle des Münchner Residenztheaters eine
Mitteilung ihres Intendanten. Darin stellt Kušej fest, dass die vorab
zensierte Aufführung "nur mehr eingeschränkt" als die seine zu
bezeichnen sein. Denn wieder mal sollten in einer Mozart-Oper Köpfe
rollen.
"In
zwei drastischen Bildern hätte Kušej die terroristische Praktik,
Geiseln vor islamistischen Parolen zu filmen, zitiert", so die
Mitteilung, "und hätte am Ende des Stücks einen Akt der Insubordination
des Hardliners Osmin gezeigt, der sich dem Befehl seines Herrn Selim
Bassa widersetzt, diese Geiseln freizulassen. Während des jubelnden
Schlusschores hätte er ihm die in blutige Fetzen gewickelten Köpfe der
Gefangenen vor die Füße geworfen."
Doch
die Direktion des Festivals hätte nach dem terroristischen Anschlag in
der letzten Woche in Lyon, wo ebenfalls ein Mann enthauptet worden war,
"entscheidend in die Aufführung eingegriffen und Szenen ohne seine
Autorisierung verändert". Martin Kušej, selber, "sehr erschrocken und
irritiert durch die aktuellen Akte der Gewalt", verstehe zwar die
Bedenken, "sieht aber keine konkrete Gefährdung – vielmehr Angst vor
Reaktionen im Publikum.
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