Monday, February 22, 2016

Absage

Das Parlament in Wien hat, wie die Jerusalem Post berichtet, die gemeinsam mit dem ORF für den 8. März geplante Veranstaltung »›In Großmutters Worten …‹ Frauenschicksale im Zweiten Weltkrieg« abgesagt. Eine Anmeldung, heißt es nun auf der Website des österreichischen Parlaments lapidar, sei »nicht mehr« möglich, »oder die Veranstaltung wurde nicht gefunden«.
Man habe, erklärt die Volksvertretung dagegen der Jerusalem Post, auf »Bedenken« reagiert, die die »Teilnahme bestimmter Gäste ausgelöst« habe. Weshalb es ein Skandal ist oder war, Hedy Epstein als einzige »Überlebende des Holocaust« einzuladen, hat man in Wien freilich nicht begriffen, denn sonst hätte man einen Fehler eingeräumt, statt sich auf »Bedenken« zu berufen.
Brachte die Erfahrung europäischen Antisemitismus’ Theodor Herzl auf die Idee einer jüdischen Heimstätte, war die Wiedergründung Israels nach dem Zweiten Weltkrieg eine unausweichliche Lehre aus der Verfolgung von Juden durch Deutsche und deren Helfershelfer in den Jahren zuvor. Schutz und Rettung vor Antisemitismus konnte und kann nur ein jüdischer Staat bieten.
Es war vor diesem Hintergrund gewagt, zu behaupten, man wolle von Hedy Epstein, einer erklärten Antizionistin, etwas lernen, um »eine [..] Katastrophe« wie den Zweiten Weltkrieg mit all seinen Schrecken »nie wieder zuzulassen«. Führte Antisemitismus zum nahezu vollendeten Genozid am europäischen Judentum, erhoffte man von einer Hamas-Sympathisantin Hilfe für ein »Nie wieder«.
Der Geist, der diese zweifelhafte Idee hervorbrachte, würde, lebte der noch, wohl auch den Führer seiner einschlägigen Erfahrung wegen zu einer Diskussion über Tyrannenmord bitten. Das Wiener Parlament und der ORF jedenfalls haben sich gründlich blamiert, zeigten sie doch, daß man die Bekämpfung von Antisemitismus noch immer nicht allein Nichtjuden überlassen kann.
 tw24

No comments: