Monday, October 11, 2010

Offener Brief an Deutschlandradio Kultur zum Thema Antijudaismus

Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion von dradio kultur,
in der Nacht vom vorgestrigen Sonntag auf Montag moderierte wieder einmal der sehr umtriebige Herr Dr. Joachim Scholl die Hörersendung „2254-2254“, in der oftmals Statements von links - ja links, Sie haben richtig gelesen - motivierten Hörern favorisiert werden, die sich antijüdisch oder mehr oder weniger offen antisemitisch äußern. Manchmal wird das von diversen Moderatoren bereitwillig aufgegriffen oder hämisch kommentiert.Ich hatte dazu im Dezember 2008 schon einen kommentierenden Beitrag geschrieben. Die Protagonisten von damals sind heute nicht mehr alle identisch mit den damaligen, aber das Strickmuster ist dasselbe geblieben: Wenn man gegen Juden polemisiert oder unterschwellig hetzt hat man auch die Mithörer auf seiner Seite. Seit Jahren geht es jetzt so.Ich ertrage das nicht mehr.Entspricht es dem Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen, Kommentatoren wie Bettina Marx, Sebastian Engelbrecht oder anderen Judenhassern tagsüber die Kommentar- (Drecksarbeit) in den Nachrichtensendungen zu überlassen, um dann nachts das Thema „Palästina“ passend aufzubereiten und gleichzeitig ein Forum einzurichten, in dem sich der intellektuell gerierende Pöbel austobt, dem man dann auch noch schelmisch Beifall zollt, wenn man ihm schnippisch „alles Gute und bis bald“ wünscht (Dr. Scholl), während man islamkritische Hörerinnen wie eine Anruferin aus Berlin, die Henryk M. Broder und den mutigen Hamad Abdel-Samad zitierte, schlicht mit einem „Danke“ abwürgt, wie es Dr. Scholl getan hatte und wie es immer wieder geschieht?Judenbashing als Volkssport zwischen 1.00 Uhr und 2.00 Uhr nachts, während die meisten Menschen nicht mehr zuhören? Zeimlich bequem, nicht wahr?In der von mir erwähnten Sendung gestern (es ging um den Islam bzw, die von Bundespräsident Wulff ins Gespräch gebrachte Äußerung "Der Islam gehört zu Deutschland") sprach Herr Dr. Scholl wieder einmal davon, dass er von Theologie und vom Islam nichts verstehe; gleichzeitig brachte er aber wieder die von ihm schon einmal ins Spiel gebrachte These ins Spiel, dass das so genannte Alte Testament (was ist das eigentlich?) auf “Auge um Auge, Zahn und Zahn“ fixiert sei und deshalb ein Rachekonzept inkorporiere (Dr. Scholl wortwörtlich!) . Wenn das keine antisemitische Stereotype ist, dann frage ich mich als evangelischer Theologe, der ein klein wenig von seiner Bibel versteht, was dann?Langsam reicht es mir, was die nach unten gerichtete Unwissenheits- und Ignoranzspirale betrifft, besonders wenn ich an Dr. Scholl denke.
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castollux

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