Über das zwangsläufige Scheitern einer notwendigen Intervention
HORST PANKOW
Manchmal scheinen Probleme sich tatsächlich in wohlgefälliges Nichts aufzulösen. Das gilt offenbar nicht nur für Individuen, auch Staaten und ihre Staatsbürgerkollektive kommen hin und wieder in den Genuss dieser unerwarteten Schicksalsgunst. Zum Beispiel Deutschland: Noch in der zweiten Hälfte der 90er Jahre litten deutsche Politiker, Journalis-ten und Medienkonsumenten unter einem Sektenproblem. Einem Problem, das den Betroffenen bisweilen phobische Reaktionen abnötigte. Von „geheimen Netzwerken”, von „Gehirnwäsche” und „Unterwanderung” wurde phantasiert.Im Zentrum der deutschen Ängste stand seinerzeit – neben allerlei fernöstlich und „esoterisch“ inspirierten Gruppierungen – die in den 50er Jahren von einem US-amerikanischen Science-Fiction-Autor gegründete Scientology Church. Dieser mit wirren Apologien ungehemmter Konkurrenz und kruden Übermenschenphantasien um die Gunst der zu kurz gekommenen Leistungswilligen buhlende Verein wurde als Kopf einer Verschwörung, ja, einer Weltverschwörung identifiziert: „Scientologen wollen Regierungen stürzen und selbst die Herrschaft übernehmen“, lautete im Juli 1997 eine Einschätzung des Berliner Tagesspiegels. Im Jahr zuvor hatte das CSU-Organ Bayernkurier mit der Schlagzeile „Kampf der Krake!“ aufgemacht und in linken Blättern war man längst dabei, den Marschbefehl mit entsprechenden Graphiken zu illustrieren.
weiter im Text
No comments:
Post a Comment