Tuesday, March 14, 2006

Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener befürchtet


© ddp

Die Polizei hat am Montag zwei geplante Demonstrationen von türkischen Nationalisten in Berlin im Zusammenhang mit dem Massaker an der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich im Jahr 1915 und dem Gedenken an Talat Pascha verboten. Die Kundgebung am Mittwoch in der Hardenbergstraße sowie ein Aufzug am Samstag von der Urania zum Ernst-Reuter-Platz seien untersagt worden, sagte ein Polizeisprecher am Montag.

Der osmanische Innenminister Talat Pascha gilt als einer der Hauptverantwortlichen für das Massaker und wurde am 15. März 1921 am Steinplatz in Charlottenburg von einem armenischen Studenten erschossen. Zahlreiche Historiker, Parlamente und internationale Organisationen bezeichnen die Vertreibung und Vernichtung der christlichen Armenier während des Ersten Weltkrieges als Völkermord. Schätzungen zufolge wurden im Osmanischen Reich 1915/16 zwischen 600 000 und 1,5 Millionen Armenier getötet. Die Türkei weist den Vorwurf des Völkermords strikt zurück.
Der Bundestag hatte Mitte Juni 2005 einstimmig einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen verabschiedet, in dem an die "fast vollständige Vernichtung der Armenier in Anatolien" erinnert wird. Zugleich verwies der Bundestag auf die "unrühmliche Rolle des Deutschen Reiches", das trotz vielfältiger Informationen die Gräuel nicht gestoppt hatte. Der Begriff des "Völkermords" wurde indes in dem eigentlichen Beschlusstext nicht verwendet.
(ddp)

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