von Florian Markl
Im Zuge der israelischen Offensive gegen die Hamas beklagen sich Journalisten vermehrt darüber, dass ihnen der Zugang zum Gazastreifen verwehrt würde und sie daher nicht frei über die Geschehnisse dort berichten könnten. Sie sagen aber nicht dazu, warum bereits vor dem 27. Dezember, also bevor der momentane Krieg begann, keine westlichen Journalisten mehr durch die Straßen von Gaza flanierten. Daher eine kleine Gedächtnisstütze: Am 12. März 2007 wurde der BBC-Reporter Alan Johnston in Gaza-Stadt aus seinem Auto gezerrt und verschleppt. Eine Gruppe namens Armee des Islam veröffentlichte in der Folge u. a. eine Videobotschaft, in der Johnston mit einem umgeschnallten Sprengstoffgürtel zu sehen war. Erst vier Monate später kam der Journalist frei. Die Hamas war bestrebt, seine Freilassung als Resultat ihrer Bemühungen zu inszenieren und damit in der westlichen Öffentlichkeit zu punkten. Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass es für westliche Journalisten in der jüngeren Vergangenheit schlicht und ergreifend lebensgefährlich war, aus dem Gazastreifen zu berichten, sofern sie sich nicht bloß zu Instrumenten der Propaganda der Hamas machen wollten. Dass sie daher den komfortablen Zimmern in Jerusalemer und Tel Aviver Hotels gegenüber den staubigen Straßen Gazas den Vorzug gaben, ist ihnen nicht unbedingt vorzuwerfen. Doch sollte man eben nicht vergessen, dass von der Möglichkeit einer freien Berichterstattung aus Hamastan schon vor Beginn der israelischen Offensive keine Rede sein konnte.
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