Tuesday, November 12, 2013

Mann trifft in der Türkei bei Ehebruch keine Schuld

Ein türkisches Gericht hat davon abgesehen, einen Lokalpolitiker dafür verantwortlich zu machen, dass er 15 Jahre lang neben seiner Frau auch eine Geliebte hatte – die Geliebte aber wurde zu umgerechnet rund 30.000 Euro Strafe verdonnert, weil sie die Ehe des Mannes zerrüttet habe. Plus Gerichtskosten, plus Zinsen – das sind in der Türkei üblicherweise vier Prozent pro Monat. Die tatsächliche Strafe kann also weit höher als 30.000 Euro ausfallen. Der Prozess in der südtürkischen Stadt Antalya war von der mittlerweile geschiedenen Ehefrau des Mannes angestrengt worden. Der Politiker, ein Bezirksbürgermeister namens Mustafa Gül, hatte mit der Geliebten auch ein Kind gezeugt. Gül ist auch Vater zweier Töchter von seiner geschiedenen Frau Muazzez. Gül gehört der extrem rechten Nationalistenpartei MHP an, die seit Jahren zunehmend auch ausgeprägt religiöse Positionen vertritt. Von der Regierungspartei AKP unterscheidet sie sich vor allem in ihrer kompromisslosen Position zum Kurdenkonflikt, der religiös-patriotisch moralisierende Ton ist aber sehr ähnlich. Der Ehebruch ist insofern besonders peinlich.
abendblatt

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