Wednesday, April 22, 2015

Im Kopf eines Dschihadisten

Von Soeren Kern
"Überall auf der Welt herrscht darüber Einigkeit, dass es eine Verpflichtung zum Dschihad gibt." — Mohamed Hamdouch.
"Meine Überzeugung entspringt dem, was Allah sagt: Du musst die Ungläubigen töten, egal, ob sie Muslime oder Atheisten sind." — Mohamed Hamdouch.
"Die Enthauptung ist im Islam erlaubt. Ich empfehle dir, die Suren Al-Anfal (8), At-Tawbah (9) und Mohammed (47) zu lesen." — Mohamed Hamdouch.
"Ich schwöre beim Namen Allahs, das ist keine Gewalt. Wir verteidigen unsere Religion." — Mohamed Hamdouch.
Eine mit einem marokkanischen Dschihadisten verheiratete Spanierin hat den ersten spanischen Bürger im Islamischen Staat zur Welt gebracht.
Der Vater des Kindes, der 28 Jahre alte Mohamed Hamdouch, ist berüchtigt für seine außergewöhnliche Brutalität und Grausamkeit, sowohl auf dem Schlachtfeld als auch abseits davon. In Spanien ist er als der "Köpfer von Castillejas" bekannt, in Anspielung auf seine Vorliebe, Fotos zu posten, die ihn mit den abgeschnittenen Köpfen syrischer Soldaten zeigen.
Die Mutter des Kindes ist Asia Ahmed Mohammed, gebürtig aus der nordafrikanischen spanischen Exklave Ceuta. Sie heiratete Hamdouch, nachdem er ihr eine Selbstmordweste als Brautgabe geschenkt hatte.
Laut dem spanischen Staatsangehörigkeitsgesetz ist eine Person, die als Kind eines spanischen Elternteils geboren wird, von Geburt an Spanier; das gilt auch für die, die im Islamischen Staat geboren werden. Der jüngsten Zählung zufolge haben sich über hundert spanische Bürger dem Islamischen Staat angeschlossen, darunter mindestens drei Frauen, weitere "Dschihad-Babies" könnten also unterwegs sein.
Eine neue Reportage des spanischen investigativen Journalisten José María Gil Garre, der im Lauf des letzten Jahres eine Reihe von Exklusivinterviews mit Hamdouch geführt hat, liefert verstörende Einblicke in die religiöse und ideologische Geisteshaltung von Hamdouch und seiner Frau, deren Hingabe an den Dschihad vollständig und bedingungslos zu sein scheint.
Die Reportage vermittelt eine Ahnung von der Herausforderung, der sich Spanien und andere westliche Länder gegenübersehen, die es mit einer Generation von Dschihadeltern mit westlichen Reisepässen zu tun haben, die ihren Kindern – so muss man annehmen – fundamental antiwestliche Werte einimpfen.
Sie zeigt auch, wie westliche Dschihadisten auf der Grundlage klarer Anweisungen, die sie im Koran und anderen islamischen Schriften finden, ihre Brutalität rechtfertigen. Damit kratzt der Bericht wirkungsvoll an Behauptungen von US-Präsident Barack Obama und anderen westlichen Staatsmännern, wonach der Islamische Staat nichts mit dem Islam zu tun habe.
Garre beschreibt Hamdouch als einen der "finstersten und verächtlichsten" der derzeit lebenden Dschihadisten, jemand, der "ständig Fotos von sich postet, auf denen er abgeschnittene Köpfen schwenkt, Menschen kreuzigt, die er später enthauptet, dazu Videos, die Folter und Mord von äußerster Grausamkeit zeigen."

Der spanische investigative Journalist José María Gil Garre (links) führte im letzten Jahr eine Reihe von Exklusivinterviews mit dem Dschihadisten Mohamed Hamdouch (rechts), die einen verstörenden Einblick in die religiöse und ideologische Geisteshaltung von Hamdouch und seiner Frau geben.


Hamdouch – der auch unter den Namen Abu Tasnim Al Magribi, Kokito Castillejas oder Kokito Yu firmiert – stammt aus einer ärmlichen Stadt im Norden Marokkos namens Fnideq (im Spanischen: Castillejas), nur zwei Kilometer von Ceuta entfernt (das zu Spanien gehört).
Man nimmt an, dass Hamdouch von Mustafá Maya Amaya rekrutiert wurde, einem in Belgien geborenen Spanier, der zum Islam konvertiert ist, und sich schließlich in Melilla, einer anderen spanischen Exklave in Nordafrika, niedergelassen hat. Amaya wurde im März 2014 festgenommen.
Nach Aussage seiner Eltern reiste Hamdouch 2013 nach Syrien und war durch das Internet radikalisiert worden, wo er den Takfirismus entdeckt hatte, einen Ableger des Salafismus, der einer streng wörtlichen Lesart des Koran verpflichtet ist und Akte extremer Gewalt billigt, um das islamische Kalifat wiederherzustellen.
Garres Reportage enthält auch den Wortlaut eines Interviews, in dem er Hamdouch nach den Enthauptungen fragt. Hamdouch antwortet:
"Wir sind nicht gekommen, um Zivilisten oder Muslime zu töten. Im Gegenteil sind wir gekommen, um den syrischen Muslimen zu helfen und sicherzustellen, dass unsere Religion und unsere Brüder triumphieren. Wir sind gekommen, um das Gesetz der Scharia durchzusetzen – das ist unsere Verfassung – und ein Modell des Kalifats einzuführen, das im Einklang mit dem Propheten Mohammed ist. Diese abgeschnittenen Köpfe gehören Verrätern und Agenten der Vereinigten Staaten und von Al Salul [abwertender Begriff für die saudischen Royalisten], die Hilfe erhalten von Ländern in Europa und am Persischen Golf, die verhindern wollen, dass der Islamische Staat sich bis in den Irak, Sham [Großsyrien] und bald auch nach Rom erstreckt. Wir kämpfen in Syrien, aber unsere Augen sind auf Palästina gerichtet."
In einem anderen Interview führt Hamdouch aus:
"Ich bin Muslim. Das erste, was du tun musst, ist lernen. Islam ist die beste aller Religionen. Die Enthauptung ist im Islam erlaubt. Ich empfehle dir, die Suren Al-Anfal (8), At-Tawbah (9) und Mohammed (47) zu lesen. Wenn du diese Suren liest, wirst du sehen, dass Allah uns erlaubt hat, eine bestimmte Kategorie von Individuen zu köpfen, etwa Apostaten und Verräter wie die, die wir hingerichtet haben."
Hamdouch fügt hinzu:
"Meine Überzeugung entspringt dem, was Allah sagt: Du musst die Ungläubigen töten, egal, ob sie Muslime oder Atheisten sind. Wir kämpfen gegen alle Ungläubigen, mit Ausnahme derer, die zum Islam zurückkehren. Diese werden wir begnadigen, weil Allah vergebend und barmherzig ist. Nichtsdestoweniger werden wir gegen alle kämpfen, die sich uns in den Weg stellen, wir werden keine Gnade mit ihnen haben. Wir werden sie sofort töten."
Garre bat Hamdouch um einen Kommentar zu der Vorstellung, dass der Islam die in Syrien verübte Gewalt nicht billige. Hamdouch antwortet:
"Ich schwöre bei Allah, das ist keine Gewalt. Wir verteidigen unsere Religion. Die Nachrichtenmedien sind gegen uns eingestellt. Ich schwöre bei Allah, wir sind höchst freundlich und vergebend. Wir haben uns entschlossen zu kämpfen, damit es keine Ungerechtigkeit mehr gibt. Ich weiß nicht, ob du weißt, dass der Islamische Staat Tausende von Gefangenen befreit hat, darunter Frauen, Kinder und Alte. Übrigens wurden viele Frauen im Gefängnis von den Schiiten vergewaltigt und gebaren in der Folge im Gefängnis."
In einem weiteren Interview zitiert Hamdouch Sure 9:24 des Koran, die alle Muslime, Männer und Frauen, dazu aufruft, sich dem Dschihad anzuschließen. Er sagt:
"Überall auf der Welt herrscht darüber Einigkeit, dass es eine Verpflichtung zum Dschihad gibt, man muss nicht seine Eltern um Erlaubnis fragen. Auch Ehefrauen sind verpflichtet, sich für den Dschihad zu opfern, auch ohne Bewilligung ihres Gatten."
Nach den zukünftigen Zielen des Islamischen Staats gefragt, betont Hamdouch erneut den Vorrang der "Befreiung" Palästinas. "Wir konzentrieren uns derzeit auf Palästina, später Europa und dann die ganze Welt, so Allah will."
Gefragt, ob er plane, nach Marokko zurückzukehren, sagt Hamdouch:
"Ja! Ich will zurückkehren. Nicht, um dort zu leben, sondern um zu erobern. Und nicht nur Marokko, sondern die ganze Welt. Dies sind nicht meine Worte, sondern die des Propheten. Höre! Dies ist meine Religion, und ich bin mir ihrer sehr bewusst. Dies ist unser Koran, den wir als unsere Verfassung betrachten. Der vierte Vers der Sure Mohammed besagt: 'Wenn ihr auf die stoßt, die ungläubig sind, dann trefft ihre Nacken, bis ihr sie bezwungen habt. Schlagt sie darum mit all eurer Kraft.'"
Nachdem Fotos aufgetaucht waren, auf denen zu sehen ist, wie Hamdouch die abgeschnittenen Köpfe von fünf syrischen Soldaten in die Höhe hält, wandte sich Garre per E-Mail an Hamdouch.
Garre: "Kokito, willst du nicht mit mir reden? Ich habe Fotos von dir gesehen, mit den abgeschnittenen Köpfen etlicher Männer. Du bist ein Krimineller. Dein Schicksal wird die Hölle sein. Fürchtest du dich davor, mit mir zu reden, oder was?"
Hamdouch: "Ich fürchte niemanden als Allah! Mit den Mitteln des Terrorismus werden wir dich in Spanien erreichen. Wir werden auch die Vereinigten Staaten erreichen."
Hamdouch: "Du hast zwei Optionen. Konvertiere zum Islam, in welchem Fall du geehrt werden wirst – oder zahle die Steuer der Erniedrigten [jizya]. Wenn du dich weigerst, eine der beiden Optionen zu akzeptieren, wird unsere zukünftige Beziehung eine blutige sein. Es wird eine Beziehung sein, die mit deiner Enthauptung endet."
Garre: "Du bist ein Terrorist. Du bist ein Krimineller. Du bist ein Apostat."
Hamdouch: "Und Israel ist nicht terroristisch? Du wirst sehen, dass Israel von der Karte der Welt gelöscht werden wird! Zuerst werden wir all die vernichten, die Israel beschützen, wie den Libanon, Jordanien, Saudi-Arabien und Ägypten. Diese Länder beschützen Israel. Sie sind israelische Hunde und haben Palästina verkauft."
Laut Garre lernte Hamdouch seine Frau Asia über die sozialen Medien kennen, als sie versuchte, Informationen über ihren 19-jährigen Bruder Younes Ahmed Mohamed zu bekommen, der auf dem Schlachtfeld getötet wurde, wahrscheinlich Anfang 2014. Hamdouch sagte ihr, dass ihr Bruder als Selbstmordbomber gestorben sei.
Asia und Hamdouch wurden schließlich in einer religiösen Zeremonie getraut, bei der sie in Ceuta war, er in Syrien. In Spanien erhielt die Ehe offenbar über einen Anwalt Rechtskraft. Garre zufolge kam Asia im Juni 2014 in Syrien an, und die beiden ließen sich in al-Atareb nieder, einer strategischen Stadt im Norden Syriens. Am 15. März 2015 gebar sie einen Sohn. Er ist der erste spanische Bürger, der im Islamischen Staat geboren wurde.
Garre fragte Hamdouch, ob es wahr sei, dass er seiner Frau eine Selbstmordweste geschenkt habe. Hamdouch antwortet: "Ja, das ist wahr. Das Brautgeschenk war eine Selbstmordweste. Das war es, worum meine Frau gebeten hatte."
Gefragt, ob seine Frau bereit sei, die Weste zu benutzen, sagt Hamdouch: "Ich hoffe, dass Allah ihr hilft. In jedem Fall sind wir auf eine Operation vorbereitet, da wir uns in einem Land des Kriegs und des Verrats befinden. Ich hoffe, dass Allah uns hilft, weiter festen Schrittes zu gehen."
gatestoneinstitute

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