Ob die Ermordung von drei Christen in der Türkei jemals bestraft wird,
erscheint immer fraglicher. Am 18. April 2007 hatten muslimische
Extremisten den Deutschen Tilmann Geske, der in dem christlichen
Zirve-Verlages mitarbeitete, und die einheimischen Christen Ugur Yüksel
und Necati Aydin in der osttürkischen Stadt Malatya umgebracht. Sie
hatten sie gefoltert und ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Die Polizei
nahm fünf mutmaßliche Mörder noch am Tatort fest. Vor einem Jahr wurden
sie jedoch aus der Untersuchungshaft entlassen und mit elektronischen
Fußfesseln versehen unter Hausarrest gestellt. Der Grund: Ein neues
Gesetz verlangt, dass Beschuldigte nicht mehr als fünf Jahre in
Untersuchungshaftverbringen dürfen.
Im Laufe der Jahre wurden nicht zuletzt auf intensives Drängen der
Anwälte der Hinterbliebenen etliche mutmaßliche Hintermänner der Tat
festgenommen und angeklagt. Aber auch diesen Fällen ziehen sich die
Verhandlungen hin, und ein Ende ist nicht in Sicht. Erschwerend wirkt
sich eine mögliche Verwicklung dieser Angeklagten in eine Verschwörung
gegen den türkischen Staat hinzu. Die Regierung beschuldigt sie,
Prozesse manipuliert zu haben. Darauf berufen sich die der Mithilfe an
den Malatya-Morden Beschuldigten. Sie behaupten, auch in ihrem Fall sei
alles nur manipuliert worden. Der 104. Prozesstag ist für den 6. Mai
angesetzt.
Die Witwe Tilmann Geskes, Susanne Geske, die weiter in der Türkei lebt,
sagte einer einheimischen Zeitung, dass sie in dieser Welt nicht mehr
mit Gerechtigkeit rechne. Sie mache sich aber wegen der fünf aus der
Untersuchungshaft entlassenen Hauptverdächtigen Sorgen. Ihre drei Kinder
hätten immer wieder Angst, wenn ein neuer Verhandlungstag an das
Verbrechen erinnere. Die Türkei hat rund 75 Millionen Einwohner, von
denen95 Prozent Muslime sind. Die Zahl der Christen liegt bei 120.000.
Von den 3.000 bis 5.000 evangelischen Christen hat die Mehrheit einen
muslimischen Hintergrund.
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