Tuesday, November 27, 2018

Vier von fünf abgelehnten Asylbewerbern werden in Deutschland geduldet

In Deutschland befinden sich immer mehr Menschen, die Asyl beantragt haben, denen Schutz gewährt wird oder die zwar abgelehnt wurden, aber trotzdem im Land bleiben. Laut Statistischem Bundesamt waren Ende 2017 insgesamt knapp 1,7 Millionen Flüchtlinge im «Ausländerzentralregister» eingetragen. Das waren 83 000 mehr als am Ende des Vorjahrs, was einem Zuwachs von 5 Prozent entspricht. Etwa die Hälfte aller Betroffenen haben die deutschen Behörden in den Jahren 2015 und 2016 erstmals registriert. Zurückgegangen ist laut Statistischem Bundesamt die Zahl der Menschen, deren Schutzstatus offen ist, weil über ihren Asylantrag noch nicht rechtskräftig entschieden worden ist. Ende 2017 waren dies noch 348 640 Personen, rund 226 000 weniger als Ende 2016. Ihr Anteil ging damit um 39 Prozent zurück. Die meisten kamen aus Afghanistan (84 000), dem Irak (38 000) und Syrien (28 000). Deutlich zugenommen hat dementsprechend die Zahl der Flüchtlinge, denen der Staat einen Schutzstatus gewährt. Ende vergangenen Jahres waren es insgesamt 1 154 365 Personen, was einem Anstieg von 33 Prozent entspricht. Die meisten waren Syrer (61 Prozent), danach folgten Iraker und Afghanen.Zugenommen hatte zum Zeitpunkt der Erhebung auch die Zahl der Menschen, deren Asylantrag abgelehnt worden war, die sich aber trotzdem noch im Land befanden. Es waren insgesamt 177 700 – rund 23 000 mehr als Ende 2016. Das entspricht einem Zuwachs von 15 Prozent. Bei der grossen Mehrheit haben die Behörden die Ausschaffung durch eine sogenannte Duldung ausgesetzt: 78 Prozent. Rechtlich bedeutet Duldung, dass eine Ausschaffung nur vorübergehend ausgesetzt ist; die Betroffenen sollen das Land eigentlich verlassen. In der Praxis bleiben Geduldete sehr oft da, etwa weil sie keine Papiere vorlegen können oder wollen. Viele erhalten nach einer gewissen Zeit dann ein Bleiberecht. Die meisten Personen aus der Gruppe der Geduldeten kamen Ende 2017 aus Afghanistan (16 000), Serbien (14 000) und Albanien (12 000). Stark zugenommen hat die Zahl der abgelehnten Flüchtlinge aus Westafrika. Sie hat sich mit einem Plus von 98 Prozent fast verdoppelt.Das Statistische Bundesamt bezeichnet die Flüchtlinge aller Kategorien pauschal als «Schutzsuchende». Der Begriff ist umstritten, da in vielen Fällen unklar ist, ob die Menschen tatsächlich Schutz suchen oder aus rein wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland kommen.
nzz.ch

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