Thursday, February 02, 2006

Karikaturen-Streit verschärft sich


Maskierter vor der EU-VertretungFoto: rtr

Militante Palästinenser drohen mit Gewalt und besetzen das EU-Büro in Gaza. Norwegen schließt seine Vertretung im Westjordanland. Französischer Chefredakteur wird gefeuert, weil er die Zeichnungen veröffentlicht hat

Gaza - Aus Protest gegen die Veröffentlichung von Mohammed- Karikaturen in europäischen Zeitungen haben bewaffnete Palästinenser in Gaza die Schließung von EU-Vertretungen verlangt. Etwa 50 maskierte und Schnellfeuergewehren und Panzerfäusten bewaffnete Männer drangen in den Vorgarten des EU-Büros in Gaza ein und feuerten Schüsse ab, berichteten Augenzeugen. „Bis auf Weiteres geschlossen“, schrieben sie auf die Eingangstür des Büros, das aus Sicherheitsgründen gar nicht erst geöffnet worden war. Die Männer gehörten den Al-Aksa-Brigaden der bisher regierenden Fatah-Organisation und dem radikalen Islamischen Dschihad an. forderten von den Regierungen Frankreichs, Dänemarks und Norwegen eine Entschuldigung. Am späten späten Vormittag beendeten sie ihre Protestaktion. In der syrischen Hauptstadt Damaskus protestierten indes rund 300 Demonstranten vor der dänischen Botschaft gegen die Veröffentlichung der Karikaturen.
Die dänische Regierung befürchtet eine kräftige Ausweitung von Boykottaktionen in der islamischen Welt wegen der umstrittenen Mohammed-Karikaturen. Außenminister Per Stig Møller begründete dies in der Zeitung „Børsen“ mit dem Nachdruck der Zeichnungen in anderen europäischen Ländern wie Frankreich. Damit werde die Aufmerksamkeit auch in Länder getragen, aus denen bisher keine Proteste gegen die zuerst in Dänemark veröffentlichten Zeichnungen gekommen seien.Norwegen hat angesichts der Drohungen wegen der Veröffentlichung von Karikaturen des Propheten Mohammed seine Vertretung im Westjordanland geschlossen. „Wir nehmen diese Drohungen sehr ernst“, sagte ein Sprecher des norwegischen Außenministeriums. Die Vertretung im Westjordanland bleibe bis auf weiteres für die Öffentlichkeit geschlossen, bis die Sicherheitsfrage geklärt sei. Zuvor hatten zwei bewaffnete Palästinensergruppen Drohungen gegen Franzosen, Dänen und Norweger gerichtet. „Jeder Norweger, Däne und Franzose in unserem Land ist eine Zielscheibe“, erklärten das Komitee für den Volkswiderstand und das „gemeinsame Kommando“ der radikalen El-Aksa-Brigaden. Die drei Länder sollten ihre Büros und Konsulate in den Palästinensergebieten schließen, „sonst zögern wir nicht, sie zu zerstören“. Ein Sprecher des Widerstandskomitees sagte, die Drohung sei ernstzunehmen. Sie werde auf jedes Land ausgeweitet, das die umstrittenen Karikaturen in den Medien nachdrucke.


Auslöser des Streits sind zwölf Karikaturen, welche die dänische Tageszeitung „Jyllands-Posten“ unter der Überschrift „Die Gesichter Mohammeds“ Ende September veröffentlicht hatte. Zeitungen in Deutschland, Frankreich, Italien, Norwegen und Spanien druckten die umstrittenen Zeichnungen ganz oder teilweise nach. Der Abdruck führte in der Pariser Zeitung „France-Soir“ zur Entlassung des Chefredakteurs. Der ägyptische Zeitungsbesitzer Raymond Lakah habe Jacques Lefranc ohne Angaben von Gründen aufgefordert, seinen Chefposten zu räumen, teilten Redaktionsmitglieder mit.

WELT.de

No comments: