In Afghanistan haben Berichte für Empörung gesorgt, wonach Soldaten der NATO-geführten ISAF-Truppen Ausgaben des Koran verbrannt haben sollen. Tausende wütende Afghanen demonstrierten am Dienstag vor der grössten US-Basis in Bagram gegen die mutmassliche Schändung ihrer heiligen Schrift.Sie belagerten den Stützpunkt unweit von Kabul und warfen Brandsätze. Eines der Tore sei dabei in Brand geraten. Sicherheitskräfte versuchten mit Warnschüssen, die Menge aufzulösen, sagte die Sprecherin der Regierung der Provinz Parwan, Roschana Chalid.ISAF-Chef John Allen entschuldigte sich bei Präsident Hamid Karsai, der Regierung und dem "edlen Volk von Afghanistan" für den Vorfall und ordnete eine umfassende Untersuchung an. Es habe sich um eine unbeabsichtigte Entsorgung der Dokumente gehandelt."Sobald wir von den Vorgängen erfuhren, griffen wir ein und stoppten sie. Die betroffenen Dokumente werden von den zuständigen religiösen Autoritäten angemessen behandelt", erklärte der US-General.Der Leiter des Provinzrats sagte, er habe von US-Soldaten etwa 30 Koran-Ausgaben und andere religiöse Bücher erhalten, die zuvor von Inhaftierten genutzt worden seien. Einige seien verbrannt, andere vorher wieder aus dem Müll genommen worden.Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums bestätigte die Proteste. Zu der etwa 60 Kilometer nördlich von der Hauptstadt gelegenen US-Basis sei Verstärkung entsandt worden, um weitere Gewalt zu verhindern. Ein Polizeisprecher berichtete von einer zweiten Kundgebung in Kabul in der Nähe weiterer NATO-Stützpunkte. Die Polizei habe die Situation im Griff.Ähnliche Vorfälle lösten in der Vergangenheit immer wieder gewaltsamen Proteste aus. Bei tagelangen Kundgebungen gegen die Koran-Verbrennung durch den radikalen US-Pastor Terry Jones in Florida waren im vergangenen April mindestens zehn Menschen getötet worden. In dem streng islamischen Land steht auf Beleidigung der Religion die Todesstrafe.
swissinfo
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