Neben polemischer, kampagnenartig organisierter Ablehnung von Joachim Gauck als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten gibt es auch Kritik, die sachlich vorgetragen und ernsthaft ist - und gerade auch deshalb auf marktschreierische Töne und Verkürzungen und Verdrehungen von Zitaten verzichtet. Der Holocaust-Forscher und Leiter des renomierten Simon-Wiesenthal-Centers in Jerusalem, Efraim Zuroff, hat Medienberichten zufolge bei einer Veranstaltung in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Kritik an der Kandidatur Gaucks geäußert.Kritikpunkt: Gauck unterstütze die sogenannte "Prager Erklärung". Das Problem sei nicht, das die kommunistischen Verbrechen thematisiert werden - unter Demokraten ist es unstrittig, das die Verbrechen kommunistischer Diktaturen thematisiert und aufgearbeitet werden müssen. Die Kritik richtet sich an Formulierungen in der "Prager Erklärung", die eine Gleichsetzung zwischen Nazi-Verbrechen und kommunistischen Verbrechen zumindest nahelegen. Eine solche Gleichsetzung ist indes völlig inakzeptabel und käme einer Relativirung der Nazibarbarei gleich.
Zu den Kernforderungen der umstrittenen Erklärung gehört die Einführung eines europaweiten, gemeinsamen Gedenktages für die Opfer von Nationalsozialismus und Stalinismus. In diesem Zusammenhang wurde die Kritik wiederholt, die Bundesrepublik Deutschland habe bislang noch immer keine offizielle Stellungnahme zur Erklärung abgegeben.
An Joachim Gauck, der als Kandidat aller demokratischen Parteien bei der Bundesversammlung am 18. März für das Amt des Bundespräsidenten antritt, richtet sich die Erwartung, mit einer unzweideutigen Erklärung Stellung zur Kritik zu beziehen. Zuletzt hatte Gauck in Rostock die besondere Verbindung Deutschlands mit Israel betont. Der DDR-Bürgerrechtler und Stasi-Aufklärer Gauck war zunächst von SPD und Grünen vorgeschlagen worden, als auch die FDP Gaucks Kandidatur unterstützte, schloß sich auch die CDU/CSU diesem Vorschlag an.
haolam.de
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