Friday, January 08, 2016

In Hamm gilt ein Erpel mehr, als ein Bosnier

In Hamm hat ein Unbekannter vor ca. zwei Wochen einen Erpel mit einem Blasrohr verletzt. Dieses tragische Ereignis wurde breit im Westfälischen Anzeiger berichtet. Die Meldung schaffte es sogar bis in die Schlagzeilen von NTV. Das Schicksal des Erpels wurde von den Lokaljournalisten einfühlsam begleitet. Sie berichteten von der erfolgreichen Operation und Genesung des Tieres.
Kurz darauf wurde ein bosnischer Mitbürger an Silvester im Hammer Bahnhof krankenhausreif geschlagen. Erst sechs Tage später wurde von diesem Ereignis in einer kleinen Meldung im Lokalteil berichtet. Der Bosnier hatte das Pech, von einer Gruppe nordafrikanischer Asylbewerber attackiert worden zu sein. Die online- Redaktion des Anzeigers hat auf Proteste der Leserschaft wegen der verspäteten Berichterstattung des Verbrechens vom Silvestertag wie folgt reagiert:
„Bei allem Verständnis dafür, dass der zeitliche Verzug zwischen Tatzeitpunkt und Veröffentlichung kritisiert wird: Niemand aus unserer Redaktion kann immer überall dabei sein, wenn Straftaten begangen werden und dann brandaktuell darüber berichten. Wir sind wie jede andere Redaktion bundesweit darauf angewiesen, was die Pressestellen beispielsweise von Bundespolizei mitteilen. Wenn das erst mit diesem Zeitverzug passiert, liegt die Schuld für eine vermeintlich späte Berichterstattung nicht bei uns. Sie wurde nicht bewusst zurückgehalten, sondern erst dann möglich, als die Infos kamen. Was welche Pressestelle wann publiziert, liegt nun wirklich nicht in unserer Macht.“
Preisfrage: Hätte der Anzeiger auch verspätet und nur nach öffentlichem Druck berichtet, wenn der Bosnier von vermuteten Rechten attackiert worden wäre?
 achgut.com / Vera Lengsfeld

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