Für bestimmte Kräfte ist jeder Jude ein „Siedler“ und
„Friedenshindernis“, das beseitigt werden muss. So denken nicht nur die
Hamas und die PLO, sondern auch das deutsche ZDF. „Geisterstadt Hebron. Ex-Soldaten brechen das Schweigen“, betitelte das Nachrichtenmagazin „heute“ einen Beitrag auf seiner Website.
Die Autorin des Artikels, ZDF-Reporterin
Miriam Staber, war bei einer Stadttour der antiisraelischen Lobbygruppe
„Breaking the Silence“ dabei und weiß jetzt: Es wird keinen Frieden
geben, solange in Hebron noch Juden leben. Nein, das sagt nicht sie, das
sagt ihr Tourguide, Herr Bigelmann, „ein Ex-Soldat“. In Israel ist fast
jeder ein „Ex-Soldat“, ist das neuerdings ein Beruf? Nein Bigelmann ist
von Beruf antiisraelisch: Die EU zahlt den Leuten von „Breaking the
Silence“ pro Jahr mehrere Hunderttausend Euro.
Das erklärt wohl einiges; Bigelmann bekommt sein Gehalt dafür, dass er
die Juden zum Problem erklärt: „Die Siedlungen haben Hebron zu einer
Geisterstadt gemacht“, sagt er. Moment mal: Eine Geisterstadt, in der
200.000 Menschen (nämlich Araber) wohnen? Hat der sie noch alle?
Staber
vertraut ihrem Führer so sehr, dass sie ihn zum Protagonisten ihres
Artikels macht: Er ist der einzige, der zu Wort kommt. Leider erfährt
man nichts darüber, wer Herrn Bigelmann früher zum „Schweigen“ gezwungen
hat, das er jetzt „bricht“. Herr Bigelmann erklärt auch nicht, warum er
die Juden aus Hebron vertrieben sehen will. Das Einzige, was er sagt –
und was Miriam Staber dem deutschsprachigen Publikum weitergibt –, ist:
Solange es in Hebron noch ein paar Juden gibt, wird das nichts mit dem
Frieden: „Die Siedlungen hier verhindern ein friedliches Zusammenleben.“
Die „Siedlungen“, das sind Häuser, in denen Juden wohnen. Ein anderes
Mal werden die Juden als „Besatzung“ bezeichnet. Folgt man freilich
dieser Logik, wird es keinen Frieden geben, solange überhaupt noch
irgendwo auf der Welt Juden leben – aber irgendwo muss man ja anfangen,
warum nicht in Hebron.
Dabei schreibt Staber selbst, Hebron sei
„die zweitheiligste Stadt des Judentums“. Wenn Juden kein Recht haben,
in ihrer zweitheiligsten Stadt zu wohnen, wo dann? (Auf dem Tempelberg
beanspruchen die Muslime Heimrecht, weil es ihr „drittheiligster Ort“
sei). Ferner räumt Staber ein: „Lange lebten hier Juden und Muslime
friedlich miteinander.“ So wie heutzutage etwa in Haifa und Tel Aviv.
Warum also sollte es nun dem Frieden dienen, wenn Hebron judenrein
gemacht würde? Die Antwort der Autorin ist verblüffend: „Nach einem
Massaker im Jahr 1929, bei dem 67 Juden ermordet wurden, wurde die
jüdische Bevölkerung in Sicherheit gebracht.“ Heute nennt man so etwas
„ethnische Säuberung“, doch wir wollen nicht um Begriffe feilschen. Das
Interessante – und Verstörende – ist, dass der durch das Massaker
herbeigeführte Zustand eines judenfreien Hebron für Miriam Staber der
natürliche zu sein scheint, der einzige, den sie sich als einen
friedlichen vorstellen kann.
Man weiß: Solange es in Hebron auch
nur einen Juden gibt, wird es Araber geben, die ihn ermorden wollen. Um
das Leben der 850 von Staber gezählten Juden („Siedler“) zu schützen,
seien 600 israelische Soldaten notwendig, rechnet sie vor. Diese
Relation hält sie offenbar für unwirtschaftlich oder unschön – und da
hat sie uns mal ganz auf ihrer Seite: Ja, es ist unschön, dass ein
großer militärischer Aufwand getrieben werden muss, weil es fanatische
Muslime gibt, die sich mit der Existenz von Juden – sei es in Hebron
oder anderswo – nicht abfinden können und sie töten wollen. Doch so
denkt Miriam Staber nicht; für sie sind die Juden das Problem. Gäbe es
keine Juden, bräuchte man keine Zäune, Checkpoints und Soldaten, so ihre
Logik. Keine Juden, das scheint für sie nicht nur eine Lösung des Konflikts zu sein, sondern die einzige: eine Welt ohne Judenhass mag sie sich gar nicht ausmalen.
Jüdische
Bürger von Hebron hat Miriam Staber nicht befragt, sie kommen nur als
Störenfriede vor: „Ein Siedler fährt an der Gruppe vorbei und erkennt
die Tour von ‚Breaking the Silence’ … Der Mann [fährt] mit seinem Auto
neben der Gruppe her und hupt minutenlang, um die Tour zu stören.
Weitere Siedler stören Bigelmans Ausführungen mit Beschimpfungen und
Vorwürfen.“
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