Friday, March 11, 2016

Für das ZDF ist jeder Jude ein Besatzer

Für bestimmte Kräfte ist jeder Jude ein „Siedler“ und „Friedenshindernis“, das beseitigt werden muss. So denken nicht nur die Hamas und die PLO, sondern auch das deutsche ZDF. „Geisterstadt Hebron. Ex-Soldaten brechen das Schweigen“, betitelte das Nachrichtenmagazin „heute“ einen Beitrag auf seiner Website.
Die Autorin des Artikels, ZDF-Reporterin Miriam Staber, war bei einer Stadttour der antiisraelischen Lobbygruppe „Breaking the Silence“ dabei und weiß jetzt: Es wird keinen Frieden geben, solange in Hebron noch Juden leben. Nein, das sagt nicht sie, das sagt ihr Tourguide, Herr Bigelmann, „ein Ex-Soldat“. In Israel ist fast jeder ein „Ex-Soldat“, ist das neuerdings ein Beruf? Nein Bigelmann ist von Beruf antiisraelisch: Die EU zahlt den Leuten von „Breaking the Silence“ pro Jahr mehrere Hunderttausend Euro. Das erklärt wohl einiges; Bigelmann bekommt sein Gehalt dafür, dass er die Juden zum Problem erklärt: „Die Siedlungen haben Hebron zu einer Geisterstadt gemacht“, sagt er. Moment mal: Eine Geisterstadt, in der 200.000 Menschen (nämlich Araber) wohnen? Hat der sie noch alle?
Staber vertraut ihrem Führer so sehr, dass sie ihn zum Protagonisten ihres Artikels macht: Er ist der einzige, der zu Wort kommt. Leider erfährt man nichts darüber, wer Herrn Bigelmann früher zum „Schweigen“ gezwungen hat, das er jetzt „bricht“. Herr Bigelmann erklärt auch nicht, warum er die Juden aus Hebron vertrieben sehen will. Das Einzige, was er sagt – und was Miriam Staber dem deutschsprachigen Publikum weitergibt –, ist: Solange es in Hebron noch ein paar Juden gibt, wird das nichts mit dem Frieden: „Die Siedlungen hier verhindern ein friedliches Zusammenleben.“ Die „Siedlungen“, das sind Häuser, in denen Juden wohnen. Ein anderes Mal werden die Juden als „Besatzung“ bezeichnet. Folgt man freilich dieser Logik, wird es keinen Frieden geben, solange überhaupt noch irgendwo auf der Welt Juden leben – aber irgendwo muss man ja anfangen, warum nicht in Hebron.
Dabei schreibt Staber selbst, Hebron sei „die zweitheiligste Stadt des Judentums“. Wenn Juden kein Recht haben, in ihrer zweitheiligsten Stadt zu wohnen, wo dann? (Auf dem Tempelberg beanspruchen die Muslime Heimrecht, weil es ihr „drittheiligster Ort“ sei). Ferner räumt Staber ein: „Lange lebten hier Juden und Muslime friedlich miteinander.“ So wie heutzutage etwa in Haifa und Tel Aviv. Warum also sollte es nun dem Frieden dienen, wenn Hebron judenrein gemacht würde? Die Antwort der Autorin ist verblüffend: „Nach einem Massaker im Jahr 1929, bei dem 67 Juden ermordet wurden, wurde die jüdische Bevölkerung in Sicherheit gebracht.“ Heute nennt man so etwas „ethnische Säuberung“, doch wir wollen nicht um Begriffe feilschen. Das Interessante – und Verstörende – ist, dass der durch das Massaker herbeigeführte Zustand eines judenfreien Hebron für Miriam Staber der natürliche zu sein scheint, der einzige, den sie sich als einen friedlichen vorstellen kann.
Man weiß: Solange es in Hebron auch nur einen Juden gibt, wird es Araber geben, die ihn ermorden wollen. Um das Leben der 850 von Staber gezählten Juden („Siedler“) zu schützen, seien 600 israelische Soldaten notwendig, rechnet sie vor. Diese Relation hält sie offenbar für unwirtschaftlich oder unschön – und da hat sie uns mal ganz auf ihrer Seite: Ja, es ist unschön, dass ein großer militärischer Aufwand getrieben werden muss, weil es fanatische Muslime gibt, die sich mit der Existenz von Juden – sei es in Hebron oder anderswo – nicht abfinden können und sie töten wollen. Doch so denkt Miriam Staber nicht; für sie sind die Juden das Problem. Gäbe es keine Juden, bräuchte man keine Zäune, Checkpoints und Soldaten, so ihre Logik. Keine Juden, das scheint für sie nicht nur eine Lösung des Konflikts zu sein, sondern die einzige: eine Welt ohne Judenhass mag sie sich gar nicht ausmalen.
Jüdische Bürger von Hebron hat Miriam Staber nicht befragt, sie kommen nur als Störenfriede vor: „Ein Siedler fährt an der Gruppe vorbei und erkennt die Tour von ‚Breaking the Silence’ … Der Mann [fährt] mit seinem Auto neben der Gruppe her und hupt minutenlang, um die Tour zu stören. Weitere Siedler stören Bigelmans Ausführungen mit Beschimpfungen und Vorwürfen.“
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